Solidarische Frauen

Knapp vor Sonnenuntergang treffen wir eine Frauengruppe im Ortsteil Viwanja Sitini. Sie treffen sich immer erst spät, denn vorher haben sie keine Zeit.  Der Alltag dieser Frauen ist gefüllt mit Arbeit… Haushalt, Kinder versorgen,  Kochen, Feldarbeit,…es gibt immer was zu tun.

Viele sind es heute nicht,  denn einge sind krank und die meisten sind auf den Feldern um zu Ernten. Insgesamt sind es 36 Frauen, alle aus der direkten Umgebung,  die sich hier regelmäßig treffen – ungeachtet der Religions- oder Stammeszugehörigkeit. Das interessiert hier nicht, denn ihre Alltagsprobleme und Sorgen sind die selben. Woher das Geld nehmen, wenn ein Kind krank wird und medizinische Hilfe benötigt? Wie wird die nächste Ernte und reicht es für die Ernährung der Familie? Woher das Geld für die Schule der Kinder nehmen?

Aus diesem Grund haben sie sich in der Gruppe zusammengetan und eine Art Genossenschaftsbank gegründet. Nicht amtlich registriert, sondern nur über eine Vereinbarung unter sich.

Jede Frau hat eine Grundeinlage von umgerechnet ca. 11 Euro in die “Bank” eingezahlten und dann 1 weiteren Euro bei jedem Treffen der Gruppe.  Darüber wird genau Buch geführt. Diese Einlagen, die sicher von der Schatzmeisterin verwahrt werden, bilden die Grundlage für ihre kleine Bank. Jede der Frauen in der Gruppe kann sich einen Kredit gewähren lassen. Es gibt den langfristig angelegten Kredit, der eine niedrigere Verzinsung hat als der kurzfristige, den sie “moto” nennen. Das bedeutet “Feuer” oder “heiß”. Diese Kredite sind v.a. dann wichtig, wenn schnell Geld gebraucht wird, z.B. wenn jemand ins Krankenhaus muss, denn das muss in einem Land ohne flächendeckendes Versicherungssystem immer gleich bezahlt werden. Der Moto-Kredit sollte nach sehr kurzer Zeit (meist einer Woche) zurückgezahlt werden und hat deutlich höhere Zinsen. Wobei es hier sehr menschlich und mit viel Verständnis abgeht. Da wird schon mal ein Auge zugedrückt, besonders, wenn eine Notsituation andauert.

Alles wird genau dokumentiert und festgehalten

Einmal im Jahr gibt es eine Gewinnausschüttung an die Frauen der Gruppe…letztes Jahr doch rund 70 Euro pro Nase. Sie sind sehr zufrieden,  besonders auch, weil ihnen die Kredite einiges an Sorgen des Alltags erleichtern.

Das alles haben die Frauen eigenständig und ohne Hilfe von außen auf die Beine gestellt. Auch ohne unsere – warum also sind wir da?

Ein Mitglied der Gruppe war bereits in einem unserer Projekte. Die Katechetin war sehr zufrieden mit der Hilfe und Beratung und hat uns zu diesem Treffen eingeladen, weil die Gruppe gerne weitere Projekte umsetzen möchte. Darüber diskutieren wir nun. Gerne wollen sie einen gemeinsamen Acker kaufen und anlegen und den Gewinn teilen. Sie alle kennen sich aus mit der Arbeit auf den Feldern und auf mehrere Schultern verteilt, ist es nicht viel mehr Aufwand, meinen sie. Gemeinsam mit unserem erfahrenen Projektmanager Moses planen wir welche Schritte als nächstes anstehen. Die Registrierung als eingetragener Verein, damit alle abgesichert sind, festlegen von Regelungen, falls eine der Frauen aus der Gruppe ausscheidet, umzieht oder verstirbt. Auch hier gibt es gute Vorschläge. Eine junge Frau meint, dass dann eine der Töchter oder wenn keine Tochter da ist, eine der Schwiegertöchter ihren Platz einnehmen soll. Wichtig ist, es soll alles in Frauenhand bleiben. 

Gerne unterstützen wir sie, wenn ein Eigenbeitrag von der Gruppe gesichert ist und die rechtliche Struktur geklärt ist. Auch bei den Registrierungsgebühren können wir helfen – sie wissen, was nun zu tun ist und sind am Zug. Wir hoffen die Gruppe wiederzusehen und mit ihnen zu arbeiten, dann als Organisation oder Verein.

Als es zum obligatorischen Fototermin kommt, geht gerade ein Mann im Hintergrund auf der Straße. Etwas skeptisch beäugt er das Treffen. Die Frauen rufen ihm zu, er solle weitergehen, hier wird er nicht gebraucht und auf dem Bild hat er als Mann nichts zu suchen. Und so verlassen wir eine Gruppe von Frauen, die einander den Rücken stärken und ihren Alltag bewältigen.

Unterwegs in den Dörfern- oder wie wir das Wort “mzungu” lernten

Ihr seht hier Beiträge zu unseren Projektbesuchen – aber wie kommen wir da eigentlich immer hin? Ifakara ist kein Dorf mehr, es ist eine Stadt und wer weiß schon mit wievielen Einwohnern? Sicher mehr als 350.000 (wenn man den Census 2022 als Grundlage nimmt), vielleicht sogar schon fast 500.00.

Aber außerhalb der Hauptverkehrswege gibt es kaum geteerte Straßen. Zwar gibt es auch relativ gut mit dem Auto passierbare Pisten, aber immer nur im Auto sitzen wollen wir ja nicht.

Barabara mkuu – die Hauptstraße von Ifakara

Darum ist unser wichtigstes Fortbewegungsmittel hier das Fahrrad. Entlang der breiteren Straßen ist Vorsicht geboten, denn gefühlt gilt hier das Gesetz des Stärkeren und das sind die Kleinlastwagen und Motorräder und nicht die Radfahrer. Der Staub macht das ganze nicht einfacher – wenn ein LKW vorbeidonnert ist es erst mal vorbei mit der Sicht, bis sich die Staubwolke wieder legt.

Durch die Dörfer hindurch, manchmal direkt zwischen den Häusern und Hütten, sozusagen fast durch den “Vorgarten”.

Das Fahrrad hat einen entscheidenden Vorteil – man ist mit den Menschen schneller und einfacher in Kontakt.  Ein schneller Gruß,  ein kurzes Winken und immer wieder Kinder, die – oft etwas erstaunt oder zumindest überrascht “Mzungu,  Mzungu!” rufen. Das bedeutet EuropäerIn bzw Weiße/r. Und oft ist es für die Kinder in den abgelegenen Dörfer das erste Mal einen solchen Mzungu so nah zu sehen – noch dazu auf dem Fahrrad. Wir haben also zumindest Unterhaltungswert.

Manchmal werden die Wege sehr schmal, kaum mehr als kleine Trampelpfade zwischen Feldern – ab und zu müssen wir wegen einer dicken Sandschicht auch absteigen.

Und auf den Feldern direkt geht es sowieso nur zu Fuß weiter.

Wir sind gerne hier unterwegs mit Rad oder auch zu Fuß. Es verringert die Distanz zwischen Menschen, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet und das ist mit Fahrrad und zu Fuß ganz sicher der Fall. Und viele sind erstaunt und freudig überrascht, wenn wir auf den Rädern ankommen und nicht mit dem Auto – oftmals ein Türöffner für weitere Gespräche.

Der Erste sein

Tansania ist ein junges Land – nicht was die Besiedlungsgeschichte betrifft, die ist natürlich viel älter als die in Europa, sondern wenn es um das Durchschnittsalter geht. Das liegt bei nicht ganz 17 Jahren – in Österreich und Deutschland ist der Durchschnitt fast 30 Jahre älter, als hier.

Aber was bedeutet es ein junger Mensch in diesem Land zu sein? Wir besuchen immer wieder Schulen und haben auch Zeit mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen, aber besonders mit unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten ergeben sich längere Gespräche.

Einer davon ist Godfrey, der auf seinen Weg vom College in Dar es Salaam zu seinem Praktikum einen Zwischenstop im Heimatort Ifakara eingelegt hat. Am selben Abend soll es noch weitergehen, aber er wollte seine Mutter und Schwester besuchen und uns sehen. Für unsere Stipendiaten ist es nicht immer einfach mit uns zu sprechen. Es fehlen die Worte. Warum, das erklärt er uns.

Für jemanden aus einer armen Familie ist es nicht möglich eine höhere Ausbildung zu erreichen. Wer soll es bezahlen? Wenn es also doch klappt – das ist wie ein Wunder.

Und was kann man zu einem Wunder sagen? Für uns immer eine schwierige Situation. Man muss aushalten, dass immer wieder “Danke, ich danke euch” gesagt wird, auch wenn unsere Hilfe ohne die Bemühungen und harte Arbeit der jungen Menschen sinnlos wäre. Ohne Geld verpufft jede Bemühung ihrerseits. Bildung ist hier zu teuer, um für alle zugänglich und erreichbar zu sein.

Meine Mutter ist alleinerziehend. Der Vater hat uns verlassen. Wir leben von der kleinen Landwirtschaft – ein paar Felder sind es, mehr nicht. Meine Schwester ist jünger und geht noch zur Schule. Und ich, ich kann studieren. Transportmanagement – Schwerpunkt Züge. Tansania will das Bahnnetz erneuern und ausbauen und ich gehöre zum ersten Studienjahrgang für dieses Fach. Es wird genug Arbeit für uns geben.

Nun gut, kann man da sagen, was hat nun der Rest der Familie davon, dass dieser junge Mann studiert und dann vielleicht, hoffentlich eine gute Arbeitsstelle findet? Wir fragen ihn – Godfrey sieht uns etwas verwirrt an, die Frage versteht er nicht. Erst nach einiger Erklärung weiß er worauf wir hinaus wollen.

Wenn ich Geld verdiene …natürlich helfe ich meiner Familie. Es ist meine Verantwortung. Die Ausbildung meiner Schwester, Hilfe für meine Mutter und auch das Schulgeld für andere Familienmitglieder …es ist selbstverständlich, dass ich das bezahlen werde. Ich komme aus einer armen Familie, ich habe diese Chance bekommen. Ich muss sie nutzen, für uns alle. Ich muss unter den ersten (besten) meiner Klasse sein.

Verantwortungsbewusstsein wird hier groß geschrieben. Er hat vor, der erste in der Familie zu sein, der ein Studium abschließt. Und Familie bedeutet hier mehr als die Kernfamilie, schließt also auch Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen mit ein.

Ja, eine große Verantwortung ruht auf den Schultern des jungen Mannes – und auch viel Hoffnung. Mit eurer Hilfe konnten wir ihm zumindest die Last der finanzielle Sorge von den Schultern nehmen.

Bustani – der Garten

Kleine Hilfen können Großes bewirken. Das sehen wir hier immer wieder. Und einmal mehr als wir Saidi besuchen.

Es ist ein Bisschen, als würde man eine andere Welt betreten, wenn man von der staubigen Hauptstraße in Saidis Garten kommt. Grünes Gras wächst zwischen den verlegten Platten, darauf finden sich bemalte Tierfiguren in Lebensgröße und im Schatten der höheren Bäume und Palmen gedeihen Pflanzen, die uns ihre farbenfrohen Blüten entgegenstrecken. Jungpflanzen wachsen in Töpfen und Säcken am Rand der Anlage und mehrere junge Männer sind mit Gießen und Jäten beschäftigt, als wir ankommen. Friedlich wirkt alles, auch wenn die geschäftige Hauptstraße nur wenige Meter entfernt ist. 

Ruhig wirkt auch der junge Mann, der diesen Garten angelegt hat. Zumindest bis er von seinem Garten spricht. Dann beginnen die Augen zu leuchten und er erzählt von Bäumen in seiner nördlich liegenden Heimatregion Mara, deren Samen er hier zu Jungpflanzen gezogen hat und von blühenden Sträuchern in den Gärten von Dar es Salaam, deren Stecklinge er auch hier gedeihen lässt. “The gardening is my passion.” -“Das Gärtnern ist meine Leidenschaft.”

Der gelernte Apotheker kennt sich auch mit Heil- und Gewürzpflanzen aus und ist immer wieder auf der Suche nach neuen Pflanzen für sich und seine Kunden. Denn Saidi hat hier keinen privaten Garten angelegt, sondern einen Schaugarten.

Mit der Hilfe des Vereins konnte er seinen Traum verwirklichen und beginnen, eine Gärtnerei und Baumschule aufzubauen. Er legt auch Gärten an und betreut sie.

Vor einigen Jahren noch undenkbar, davon hier leben zu können. Aber auch in Ifakara wächst die Zahl derer, die sich bessere Häuser und auch Gärten leisten können.  Was in den kleinen Dörfern noch sehr fern scheint, ist hier schon machbar.  Die Schere geht auseinander,  das erleben wir immer mehr.  Aber die Mehrheit hat es noch nicht geschafft.

Und so reicht es noch nicht ganz zum Leben für den jungen Mann, auch weil er seinen Helfern genug bezahlen möchte. Es ist ihm wichtig an andere junge Erwachsene sein Wissen und seine Begeisterung für die Pflanzen weiterzugeben. Um selbst gut über die runden zu kommen, schiebt er Nachtschichten in der Krankenhausapotheke.

Und es gibt Pläne zum Ausbau und immer wieder erweitert er seine Anlage –  Ideen dazu liefert oft das Internet. Und dann überlegt er wie es hier umsetzbar wäre. Es gibt so viele Ideen, möglicherweise ein kleiner Spielplatz und eine Imbissbude – damit der Garten zum Ausflugsziel am Wochenende wird. V.a. auch als Ort für Hochzeitsfotos und ähnliche Feiern, will er seinen Garten zur Verfügung stellen, gegen eine kleine Gebühr und als Werbung. Langsam, aber beständig erweitern und ausbauen …immer wieder das Erreichte absichern und erst dann einen Schritt weitergehen, so der Plan.

“Ohne eure Hilfe, wäre das nicht möglich gewesen. Ich bin alleine hier, meine Familie ist weit entfernt und durch Moses habe ich viel Beratung bekommen.  Wenn ich ein Problem habe, gehe ich zu ihm und wir suchen eine Lösung. Er ist wie ein Bruder und Mentor für mich.  Und eure finanzielle Hilfe am Anfang, hat es mit ermöglicht, das hier aufzubauen. Das will ich weitergeben…anderen helfen und ihnen zeigen was möglich ist.”

Und er wird das gleich umsetzen, denn an einer der Schulen, die wir besucht haben, war der Gartenbau für den dortigen Umweltklub ein großes Thema.  Saidi ist sofort bereit in Kontakt zu treten und die Schülerinnen und Schüler zu sich hierher einzuladen und zu beraten.  “So wie ihr es bei mir getan habt.”, lacht er.

Wir verlassen diesen friedlichen Ort – zurück ins laute und bunte Treiben der Hauptstraße und sind uns sicher,  dass hier noch einiges entstehen wird.

Ein Rundgang durch einen Teil der Anlage von Saidi

Homeoffice an der Schule

Wir besuchen eine weitere Grundschule, diesmal im abgelegenen Ortsteil/Dorf Kilama. Noch vor ein paar Jahren hatte hier kein einziges Haus Strom. Rund ums Dorf sind viele Felder und Buschland und der Weg dorthin führt über ungeteerte Straßen von Ifakara her. Wir bekommen einmal mehr Einblicke ins Leben im sehr ländlichen Afrika. Einige der Häuser sind nach wie vor die traditionellen Lehmbauten mit Grasdächern, gekocht wird noch viel vor dem Haus über dem Feuer und Hühner sind gefühlt überall unterwegs.

Neben den Feldern besuchen wir die kleine Grundschule mit ihren 292 Schülerinnen und Schülern. Auch hier konnten wir den Bau eines Klassenraumes unterstützen. Darum sind alle gekommen, politische VertreterInnen, Dorfälteste und Mitglieder des Baukommitees. Wir alle stehen und sitzen dicht gedrängt in dem kleinen Lagerraum, der derzeit das Lehrerzimmer ist und hören den vorher verfassten Bericht über den Bau, die Herausforderungen der Schule, aber auch von den sehr guten Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler in den national standardisierten Tests. Darauf sind die Lehrerinnen und Lehrer sehr stolz.

Es ist ein sehr engagiertes Team hier an der Schule, so macht es den Eindruck auf uns. Wie engagiert sie aber tatsächlich sind, sehen wir bei unserem Rundgang gleich zu Beginn …

Kindergartengruppe in Kilama mit ihrer Lehrerin

Wie alle Grundschulen hat auch diese hier eine Kindergarten-/Vorschulgruppe. Wir treffen sie im Schulhof unter einem Baum mit ihrer Lehrerin Zauda. In ausgezeichnetem Englisch erklärt sie uns, dass sie zwar eigentlich nicht Kindergärtnerin, sondern Lehrerin sei, aber ihre Kinder sehr liebe und sehr gerne mit ihnen arbeitet. Nach dem Unterricht mit ihnen geht sie weiter in die Regelklassen um dort weiter zu arbeiten. Sie will uns aber auch den Klassenraum zeigen. Etwas verwirrt fragen wir, warum wir uns vom Schulgebäude entfernen und in Richtung der Wohnhäuser gehen, die am Rand des Schulgeländes stehen. “Because we have no classroom, so I teach them in my livingroom.”, sagt sie “Weil wir kleinen Klassenraum haben, unterrichte ich sie in meinem Wohnzimmer.”

Und da stehen wir, im Wohnzimmer, das kaum als solches erkennbar ist. Vor ihrer Schlafzimmerttür steht die Bank, auf der sie sitzt, wenn sie unterrichtet und von der Decke hängen Leseübungen – denn im Kindergarten lernen die Kinder hier Schreiben, Lesen und beginnen mit den Grundrechnungsarten.

Durch die Tür des Schlafzimmers hinein in den Kindergarten

“Es ist ein kurzer Arbeitsweg”, lacht sie, “aber es ist sehr wenig Platz. Wenn alle 43 Kinder da sind, müssen ein paar sich in den Lagerraum neben dem Wohnzimmer setzen, den kann ich von de Bank aus sehen, wenn ich mich etwas strecke.” Dass sie kein Wohnzimmer mehr in dem ohnehin kleinen Häuschen hat, sei kein Problem für sie, das gibt sie gerne für die Kinder auf. “Aber so kann man nicht lernen, so eng aufeinander oder im Lagerraum neben Reissäcken. Das ist nichts für meine Kinder.” Und auch das mit dem Homeoffice hatten wir irgendwie anders verstanden.

An der Schule gibt es auch Klassen, die im Schichtbetrieb im selben Raum unterrichtet werden – Lehrpersonen werden nur von der Regierung angestellt, wenn es auch Klassenräume gibt.

Es gibt also noch viel zu tun hier, aber alle sind sich einig, dass die daran arbeiten wollen. Egal ob Schülerinnen, Lehrer, Politikerinnen oder Dorfälteste – gemeinsam ist es machbar.

Erwachsenenbildung in Tansania

In unseren Projekten ist es uns wichtig nicht nur mit finanziellen Hilfen zu unterstützen. Es geht uns darum nachhaltige Hilfe zur Selbstständigkeit zu leisten – in anderen Worten: die Beteiligten sollen über den Projektzeitraum hinaus etwas in der Hand haben …

…oder im Kopf. In all unseren Projekten zum Thema Landwirtschaft und Gewerbegründung gibt es für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer Schulungsangebote. Diese reichen von Sortenauswahl, Techniken der Pflanzung und Techniken zur Verlustreduktion bei der Ernte, bis hin zu Marktanalysen im kleinen Stil und Umgang mit Ressourcen in kleinen Geschäften. 

Emanuel und Gregori

Auch Emanuel hat an den Schulungen teilgenommen, denn er wollte sich über die Vermarktung seiner Schweine ein Zusatzeinkommen erwirtschaften.  Wir besuchen ihn und seine Familie.  Der junge Mann lebt derzeit noch bei seinen Eltern, gemeinsam mit anderen Verwandten, seiner Lebensgefährtin und dem 4jährigen Sohn Gregori, der uns etwas unsicher beäugt.

“Diese Schulung hat mich zum Nachdenken gebracht. Es gibt hier eine Familie, die sehr gute Körbe flechtet. In der Stadt Makambako habe ich gesehen, dass weniger schöne Körbe viel mehr kosten als hier. Diese Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und viele Menschen machen dort Pausen oder steigen in Busse und Züge um – und oft kaufen sie dort auch ein. Ich fahre jetzt 2 mal im Monat mit jeweils 100 Körben im Gepäck mit dem Bus dorthin und verkaufe jedes Mal alle sehr schnell. Die Busfahrt kostet nicht so viel und ich mache guten Gewinn. In der Schulung habe ich aber gelernt, dass es gut ist eine solche Fahrt und die Zeit dort gut zu nutzen. Ich habe jetzt dort auch ein kleines Maisfeld, das ich bestelle und pflege, wenn ich sowieso schon vor Ort bin. Und auf dem Rückweg nehme ich Tomaten mit – die Tomaten aus Makambako sind besonders gut, das weiß jeder und ich erziele hier in Ifakara einen guten Preis mit ihnen auf dem Markt.” Er ist stolz, dass er selber die Idee hatte, seine Fahrten und die Zeit des Aufenthaltes zu optimieren.

“Es hat mir sehr geholfen, was ich gelernt habe. Wirklich! In der Schule habe ich das nicht erfahren.”, meint er. Und was macht er mit dem Gewinn? Jeden Monat legt er einen Teil zur Seite, für dir nächsten Fahrten und der Rest fließt in den Wunsch vom Eigenheim. Seine Baustelle müssen wir uns natürlich ansehen, das ist ihm wichtig. Es ist eine große Leistung, dass er beginnen konnte, ein Haus zu errichten.  Auch, wenn es noch viele Fahrten brauchen wird, um das kleine Haus mit 3 Zimmern fertig zu stellen. Der Anfang ist gemacht und Emanuel wird es aus eigener Kraft schaffen seinen Traum zu erfüllen. Dank einer kleinen Anregung.

Frauenpower macht Schule

Wir besuchen die “Shule ya msingi”, also die 7 jährige Grundschule, im Ortsteil Katindiuka. Bereits seit einigen Jahren unterstützen wir diese Schule. Die “kleineren” Schulen vor Ort in den Ortsteilen (hier spricht man von Dörfern) sind wichtig – die kürzeren Wege bedeuten, dass die Wahrscheinlichkeit des Schulbesuchs steigt, denn nicht alle Eltern sehen die große Bedeutung vom Schulbildung, können die Kinder als Hilfen auf den Feldern nicht entbehren oder habe einfach nicht das Geld für Schuluniformen, Bücher und Schreibmaterial.

Wir werden herzlich empfangen von Upendo,der Direktorin der Schule, und ihrer Stellvertreterin Rehema. Die beiden Lehrerinnen sind erpicht darauf uns ihren Arbeitsplatz zu zeigen

Es wird fleißig gebaut, nach wie vor. Einen Klassenraum konnten wir dank der Unterstützung der Familie Eisenknapp und dem akademischen Gymnasium Salzburg errichten- in Erinnerung an unsere viel zu früh verstorbene Unterstützerin, Freundin und Lehrerin Petra. Ihr Klassenraum ist besonders farbenfroh ausgestattet. Eine schöne Art in Erinnerung zu bleiben.

Das Klassenzimmer von Petra

Gleich daneben wird weiter gebaut – die Schule wächst und immer mehr Schülerinnen und Schüler wollen hier lernen, denn Katindiuka wird größer,  erzählen uns die Lehrkräfte. Wir unterstützen gerne, wenn es einen Eigenbeitrag der Schul- und Dorfgemeinschaft gibt. Zuerst muss eine Basis geschaffen werden, dann kann man über weitere Hilfen sprechen.

Weiter bauen …aber nur gemeinsam- Schule, Dorf, Eltern und Kinder und auch wir als Verein

Durch eine Tür hindurch führen sie uns in die Abschlussklasse. Die Schülerinnen und Schüler stehen sofort auf um uns zu begrüßen und erst als sie sich setzen ist zu erkennen, wieviele es tatsächlich sind. Mehr als 150 junge Menschen drängen sich in dem Klassenraum in übervolle Bänke. Zwar wurden mit unserer Hilfe neue Klassen gebaut,  aber der Zustrom reißt nicht ab und so sind derzeit in 9 Klassenräumen über 900 Schülerinnen und Schüler zu finden.

Besonders schwer sei es hier Examen oder Tests zu schreiben – das können wir uns vorstellen. Auch der Regelunterricht leidet, sagt der Klassenlehrer. “Wenn für Rückfragen 40 Hände nach oben gehen, kann ich nicht alle beantworten- ich würde nie neuen Stoff unterrichten können.”

Es stößt eine weitere Frau zu uns, als wir den Rundgang fortsetzen- sie hat sich beeilt her zu kommen, es ist Madam Tatu, eine der politischen Vertreterinnen des Dorfes. Sie freut sich, dass sie uns hier treffen kann und gemeinsam erzählen uns die Frauen von den Herausforderungen an der Schule und auch von ihren Lösungsversuchen und den gefundenen Lösungen.  Kein Gejammer – konstruktives Arbeiten.

Auch die Toiletten der Schule waren immer ein Problem – manchmal mussten die Kinder fast eine Stunde anstehen. 6 zusätzliche Toiletten haben sie mit unserer Unterstützung bauen können – ein großer Schritt in die richtige Richtung. 

Die neuen Toiletten- mit abpumpbaren Tanks. Bisher waren es nur Sickergruben.

Wir freuen uns  über die Entwicklungen hier und gratulieren den 3 Frauen.  Unser Kommentar,  dass diese Entwicklung wohl nur dadurch möglich war, dass hier nun die Frauen die Leitung haben, findet Anklang. Sie lachen alle 3 und fassen sich an den Händen. “Frauen sind jetzt überall, bis hin zur Präsidentin”, denn derzeit regiert zum ersten Mal eine Frau das ostafrikanische Land.

Wir fragen auch nach, wie es denn mit dem Thema Religion aussieht. Denn die Dorfvorsteherin ist Muslima, die Rektorin Christin. “Was soll das Probem sein? Oft sind hier sogar Familien gemischter Religionszugehörigkeit. Wir haben ein Ziel, wir arbeiten zusammen.”, erklären sie uns. Und weiter: “Das sind Probleme für andere – Politiker und Kirchen und Moscheen. Für uns hier im Dorf …ach, wir denken nicht darüber nach.”

Immer wieder erleben wir hier, dass gerade Frauen vor besonders großen Herausforderungen stehen und nach wie vor viel Benachteiligung erfahren. Und im Gesprächen mit Glaubensvertetern hören wir immer wieder von den Problemen mit “den anderen”. Umsomehr freut es uns, hier ein interreligiöses Team aus starken Frauen zu sehen, die gemeinsam an der Zukunft ihres Dorfes und ihrer Schule weiterbauen wollen – und damit an der Zukunft so vieler Kinder.

Dankbarkeit

Bei jeder Reise gibt es Begegnungen die uns ganz besonders berühren. Leo, jumapili tunapumzika kidogo – Heute am Sonntag ruhen wir ein Bisschen aus. Das gibt uns die Zeit auf die Begegnungen dieser ersten Woche seit unserer Abreise aus Deutschland zurückzublicken. Die Zeit heute möchte ich nutzen um euch von einer Begegnung der letzten Tage zu erzählen, die für uns ganz besonders war.

Wir sind unterwegs in einem der Dörfer um uns die Umsetzung der Geschäftsideen anzusehen, als Moses einen Anruf bekommt. Es ist die Mutter einer unserer Stipendiatinnen. Sie hat gehört, dass wir da sind und möchte sich mit uns treffen. Aber leider muss sie bald zu ihrem Reisfeld zum Ernten – das nimmt mehrere Tage in Anspruch und wie so oft hier, liegt das Feld weit außerhalb. Die Menschen schlafen dann direkt dort und nachdem alles Handarbeit ist, kann es dauern. Sie fragt darum, ob wir noch am selben Tag kommen könnten. Es ist nicht weit weg, also fahren wir hin.

An der Straße holt sie uns ab. Jonisia strahlt übers ganze Gesicht, als sie uns sieht und fällt uns um den Hals. “Wow … karibuni, karibuni sana” , lacht sie uns entgegen – willkommen, ihr seid sehr willkommen. Man sieht ihr an, dass sie sich wirklich freut, aber es fast etwas surreal für sie ist, uns zu sehen.

Sie führt uns über einen schmalen Pfad zu dem einfachen unverputzten Häuschen mit 3 kleinen Zimmern, in dem sie wohnt. Immer wieder lächelt sie uns an – wir sollen sie Mama Priska nennen. Hier ist es üblich, wenn man eines der Kinder kennt auch die Eltern mit diesem Namen und dem vorgestellten Mama/Baba anzusprechen.

Es ist ein einfaches kleines Haus in dem sie mit ihrer Tochter lebt. Nur sie beide leben hier und derzeit nur sie, denn die Tochter hat gerade durch unser Stipendium die Schule abschließen können und ist jetzt im verpflichtenden 3 monatigen Militärtraining. Priska möchte danach weiter studieren, wenn es geht pharmazeutische Assistentin werden, das würde ihr gefallen. ” Mungu akipenda”, so Gott will. Diesen Satz oder das muslimische Pendent “Insh’allah” hören wir oft hier. Meist, wenn es um Pläne geht, die Geld erfordern, das nicht vorhanden ist.

Die Mutter ist stolz auf ihre Tochter, kramt für uns auch die einzigen Bilder heraus, die sie von ihr hat – der erste Tag im Kindergarten und die Erstkommunion.

Priska am ersten Kindergartentag

Der Vater hatte sich nicht für das Kind interessiert, er war sofort weg, als er von der Schwangerschaft erfahren hat. Leider keine Seltenheit und Unterhaltsregelungen gibt es nicht. Alleinerziehende Frauen sind auf sich allein gestellt. Und sie erzählt uns, dass auch ihre Eltern sie aus dem Haus gejagt haben, als sie davon erfahren haben.

Mama Priska selbst hat nur die 7 jährige Grundschule absolviert und durfte nach langem Betteln dann eine Berufsausbildung als Weberin machen. Sie lebt nun vom Ertrag der kleinen Felder und arbeitet in einer Weberei – eine Genossenschaft von 35 Frauen, die wir später besuchen werden. Auf die Frage, ob sie gerne lieber weiter zur Schule gegangen wäre, sieht sie mit einem verlegenen Lachen zu Boden. “Ndiyo”, ja. Aber das war undenkbar. Der Vater hätte das nicht erlaubt und Geld wäre auch nicht vorhanden gewesen.

Eine selbst gewebte Decke hängt sie uns um – ein Geschenk. Es kommt für sie nicht in Frage, dass wir sie bezahlen. “Ihr habt so viel getan für uns. Meine Tochter konnte zur Schule gehen. Wenn man ein Kind hat und man kann seine großen Wünsche nicht erfüllen…es ist traurig. Ihr habt das für uns gemacht.” Und immer wieder sagt sie “danke, ich danke euch.”

Die Bescheidenheit und Dankbarkeit beschämt uns. Diese Frau arbeitet hart um ihr Leben bestreiten zu können und ihr Kind zu unterstützen und doch ist es nie genug. Ihr einziges Ziel: der Tochter das Leben zu ermöglichen, das ihr verwehrt geblieben ist. Wir werden versuchen in weiteren Projekten mit ihr zu arbeiten.

Sie begleitet uns zurück zum Auto, hält unsere Hand auf dem Weg. Ein stummes letztes “Danke”.

Der Sonne entgegen…

Für lange Zeit war Ifakara vom Reisanbau geprägt. Durch den Klimawandel wird der aber immer schwieriger – Regenfälle werden unregelmäßiger oder fallen ganz aus. Es ist kein Verlass mehr auf die Regenzeit.

Das stellt alle vor Herausforderungen, denn das gewohnte und auf den elterlichen Feldern Erlernte gilt nun nicht mehr.

Weil auch unser Verein diese Probeme wahrnimmt, haben wir unsere Projekte im landwirtschaftlichen Bereich nachjustiert. Immer mehr fördern auch wir Alternativen zum Reisanbau – zum Beispiel den Anbau von Sonnenblumen. Die kommen mit weniger Wasser aus und gedeihen im warmen Klima Tansanias auch ohne Düngung und Bewässerung.

Ein großer Teil des Speiseöls wird in Tansania importiert. In den letzten Jahren wurde die Importware immer teurer und nachdem beim Kochen hier viel frittiert wird, ist das Öl ein wichtiger Teil der Ernährung.

Auch die Regierung hat das erkannt und kooperiert mit uns in einem Projekt, in dem wir Landwirtinnen und Landwirten Saatgut für die Sonnenblumen zur Verfügung stellen, um auszuprobieren, ob sie auf ihren Feldern gedeihen.  Die Anfänge sind vielversprechend, sogar sehr vielversprechend. Fast alle können nicht nur ihren jährlichen Eigenbedarf decken, sondern auch noch einiges an Öl verkaufen. Und die Rest der Kerne nach dem Pressen eigenen sich hervorragend als Tierfutter. Bisher haben einige Bauern diese Pressreste sogar aus anderen Landesteilen nach Ifakara geholt, um sie zu verfüttern.

Betsai, Johannes und Moses im Sonnenblumenfeld

Das erklärt uns der Bauer Betsai, der uns heute stolz seine Felder zeigt. Früher sind sie nach der Maisernte brach gelegen. Jetzt nutzt er sie direkt im Anschluss für seine Sonnenblumen. Er sagt, dass der Boden dadurch weniger durch Erosion geschädigt wird. Das 2. Jahr in Folge planzt er die “alizeti” nun, wie man die Pflanzen hier nennt. Und er beginnt zu experimentieren …was, wenn er die Maiskolben zwar erntet, aber die Pflanzen auf dem Feld belässt und die Sonnenblumen dazwischen wachsen? Es sieht so aus, als wäre es für den Feutigkeitsgehalt der Erde von Vorteil, meint er. Dieses Interesse weiter auszuprobieren und so zu versuchen, bessere Ergebnisse zu erzielen, das kommt aus dem Projekt und der Beratung, die er erhalten hat, erzählt er uns mit einem Lächeln im Gesicht. Er ist stolz darauf, was er hier erreicht und erwirtschaftet. Gut 120 Liter Öl erwartet er von diesem Feld allein. Das ist ein großer Erfolg für ihn und noch dazu ein Einkommen zusätzlich zu seinen bisherigen Ernteerträgen – die bestehen weiter, da sich die Anbauzeiten nicht überschneiden und die Sonnenblumen als Folgefrucht angebaut werden. Er freut sich, dass andere bei ihm nachfragen, wie er das geschafft hat und ob er nächstes Jahr Samen an sie verkaufen wird. So geht es langsam weiter ….immer der Sonne entgegen.

Sonnenblumen zwischen den abgeernteten Maispflanzen

Einziges Problem mit den Sonnenblumen: die derzeitige Ölpresse ist alt und von schlechter Qualität. Darum fahren viele weit, um besseres Öl zu bekommen. Immer wieder taucht also die Frage nach einer neuen Presse auf, damit mehr der Wertschöpfung in der Region bleibt.

Das bringt uns natürlich zum Nachdenken und träumen,  was wohl hier mit eurer Hilfe noch alles möglich wäre.

Erfolg mit kleinen Geschäften

Ein Teil der Projekte unseres Vereins sind auch Hilfen bei Existenzgründungen bzw die Hilfe bei der Gründung von kleinen Geschäften. Kioske, Bauprojekt zur Vermietung, Tierhaltung, Gärtnern und Gemüseanbau, …Die Liste der Projeke, die so über die Jahre umgesetzt werden konnten hat doch eine beachtliche Länge.

Heute haben wir gleich mehrere besuchen dürfen. Und auch den Erfolg gesehen, der daraus entstehen kann.

Oskar hat schon vor einigen Jahren angefangen mit einem kleinen Läden für Kitenge – Stoffe, die zur Herstellung von Kleidungsstücken mit traditionellen Mustern benutzt werden.  Zusätzlich ist er nun auch in der Hühnerzucht aktiv. Und die Küken können nach ca 3 Monaten verkauft werden. Die Ausstattung für die Hühnerhaltung wurde mit dem Startkapital des Vereins angeschafft. Mit etwas zusätzlicher Hilfe hat er für sich und seine Familie ein tolles Haus bauen können, das er uns heute stolz zeigt. Die Kinder haben alle eine Ausbildung,  die jüngste Tochter studiert noch an einem Kollege.

Auch die Katechetin Margareth ist dabei ihre finanzielle Zukunft abzusichern. Sie betreibt nicht nur einen kleinen Kiosk für Gemüse, sondern ist auch ins Bankgeschäft eingestiegen. In Tansania bieten die Mobilfunkanbieter auch Geldtransfer übers Telefon an. An registrierten Stellen kann man Geld einzahlen und an jemanden mit einer Nummer im selben Netz schicken. Die empfangene Person kann es sich an jeder anderen registrierten Stelle wieder ausbezahlen lassen. Da viele Menschen hier nicht über ein Bankkonto verfügen und Familien oft weit über das Land (Tansania hat ca die 2,5 fache Fläche Deutschlands) verteilt sind, ist es ein einfacher und schneller Weg Geld an den Ort zu bringen, an dem es gebraucht wird. Und Margareth ist als registrierte Stelle für insgesamt 4 Mobilfunkanbieter eine richtige kleine Bank geworden. Und jeden Monat gibt es eine Kommision von den jeweiligen Anbietern, abhängig vom Umsatz. Das Startkapital aus dem Projekt hat sie in Guthaben bei den Anbietern investiert, denn ohne Guthaben, kein Geldtransfer.

Ihre Telefone sind Margareths wichtigste Arbeitsmittel

Michael und seine Frau, die alle nur “Mama” nennen, haben einen kleinen Gemüsestand, den sie an einer der stärker frequentierten Straßen betreiben. Viele sind hier zu Fuß, mit dem Rädern oder dem Motorradtaxi unterwegs – alles potentielle Kundschaften. Und so verkaufen sie hier praktisch im “Vorbeifahren” Bananen, Blattgemüse, Tomaten, Zwiebeln, Okras und vieles mehr – zum Teil aus eigenem Anbau, zum Teil von den Großhändler auf dem Markt. Mit dem Gewinn bauen sie langsam aber beständig an einem kleinen Marktgebäude mit 3 Abteilen, von denen sie 2 vermieten wollen und in einem ihren eigenen kleinen Gemischwarenladen gründen möchten. Sie sind nicht mehr ganz jung, Michael ist 75, seien Frau nur wenig jünger. Das Leben wird beschwerlicher und medizinische Ausgaben steigen. Es gibt keine Rente in Tansania, außer für Angestellte der Regierung. Die Kinder kümmern sich um die Eltern, aber die beiden wollen den Kindern nicht zur Last fallen, die haben selbst kaum etwas und leben weiter entfernt. Also arbeiten sie weiter, einen Tag nach dem anderen und versuchen auch mit über 70 noch ihr kleines Unternehmen weiter aufzubauen.

Wir werden sie alle weiter begleiten und sie in den Bemühungen unterstützen so gut wir können – mit eurer Hilfe.