Fachkräfte – auch hier gefragt

Gleich von Anfang an hat sich der Verein der Freunde von Ifakara um das Thema “Bildung” bemüht. Die Stipendien Programme des Vereins helfen jungen Menschen bei einem besseren Start in ihre berufliche Zukunft. Dabei geht es für uns nicht nur um klassische akademische Berufe,  sondern auch um Berufe, die in Deutschland und Österreich Ausbildungsberufe sind. Diese Fachkräfte und Handerwerker sind auch in Tansania sehr gefragt.

Einer unserer Stipendiaten ist der 20 jährige College Student Elineema, der in seinem letzten Jahr des “berufsorientierten College für Metallverarbeitung” ist. In seinen Ferien hat ihm unser Projektleiter Moses einen Praktikumsplatz in der regionalen Hauptstaft Morogoro besorgt.

Der Betrieb stellt alles mögliche her von Aluminumfenstern, Metallbetten und Küchen bis hin zu Sielgeräten und Metalltreppen. Der junge Student kann hier sehr viel lernen, meint er – der Betrieb ist bekannt für die saubere und hochwertige Arbeit. Und der Chef stellt ihm ein sehr gutes Arbeitszeugnis aus. Elineema sei sehr fleißig und wolle alles verstehen und lernen, erzählt er uns in seinem kleinen Büro an einer Nebenstraße direkt neben der Schweißerwerkstatt. Hier wird hart gearbeitet – für mitteleuropäische Verhältnisse wird der Arbeitsschutz vielleicht etwas vernachlässigt, aber man kann nicht alles haben. Und auch Elineema zeigt uns, was er gelernt hat.

Und die Chance auf diese Ausbildung für ihn nicht selbstverständlich. Die alleinerziehende Mutter konnte kaum die Kosten für das Essen für ihn und seine 2 Geschwister auf den Tisch bringen, obwohl sie immer hart dafür gearbeitet hat. Aber die eigenen Felder haben wenig abgeworfen – eine Ausbildung hatte sie nicht. Ohne die Hilfe wäre er jetzt wohl in Ifakara und würde auf dem Feld arbeiten oder nichts tun – Jobs ohne Ausbildung gibt es nicht wirklich, zumindest keine, die genug zum Leben einbringen, meint der junge Mann. Nächstes Jahr um diese Zeit können wir ihn hoffentlich schon in einer fixen Arbeitsstelle besuchen – vielleicht sogar hier, meint der Chef des Betriebs.

Tierisch gut …

Perspektivenlosigkeit. Ein Problem, das hier viele junge Menschen haben. Schulbildung und weiterführende Bildungsangebote sind kostenintensiv und für viele Familie nicht leistbar. Was bleibt also als Zukunftsperspektive? Viele sehen ihre Zukunft klar vorgezeichnet: Kleinbauern/Kleinbäuerinnen. Gerade genug verdienen um über die Runden zu kommen – immer abhängig vom Regen. In Zeiten des Klimawandels keine allzu rosige Perspektive.

Und selbst in diesem Bereich fehlt es an Bildung. In der Regel werden die kleinen Betriebe hier genauso weitergeführt, wie es die Eltern gemacht haben – ohne Input von außen und damit ohne große Verbesserungen.

In den landwirtschaftlichen Projekten des Vereins der Freunde von Ifakara, versuchen wir diese Inputs zu geben, neue Ideen zu fördern und so das Einkommen zu verbessern. Viele Betriebe hier sind rein vom Reis- und Maisanbau abhängig. Gartenbau und Viehhaltung im kleinen Rahmen, werden noch wenig betrieben und wenn, dann oft nicht zielführend.

Unsere Tierspendeprojekte enden daher nicht damit, dass einfach ein paar Ziegen, Schafe, Schweine, Hühner oder Enten übergeben werden. Im Vorfeld und auch nach der Übergabe braucht es Informationen zur Haltung und Pflege der Tiere. „Ein zufriedenes Tier ist ein gesundes und produktives Tier.“, das ist der Leitsatz.

Unter diesem Motto erklärt unser Vereinsmitglied der Tierarzt und Landwirt Dr. Martin Aigner heute  einer kleinen Gruppe von SchülerInnen aus der Secundary School in Kibaoni/Ifakara am „lebenden Objekt“ worauf es bei der Haltung von Schweinen und Ziegen ankommt. Die 3 SchülerInnen möchten mit der Tierhaltung beginnen und hoffen damit einen Teil ihres Schulgelds selbst erwirtschaften zu können. Einer von ihnen hat die Möglichkeit die Tiere bei seinen Eltern unter zu bringen und einer der Lehrer an der Schule unterstützt sie dabei.

Das praktische Training findet beim Elternhaus von Moses Subert statt, das inzwischen einer seiner Brüder mit seiner Familie bewohnt. Er hält dort Schweine und Ziegen und heute gibt es viele Tipps zur richtigen Stallung, Fütterung und Beschäftigung der Tiere, aber auch zum Thema Gesundheit und Zucht.

Viel Neues nehmen die SchülerInnen mit, viele praktische Tipps um Erfolg zu haben mit ihrer Zucht. Sie sind interessiert, stellen Fragen, wollen alles genau wissen. Der Erfolg ihrer Tierhaltung kann ihre Zukunft sichern – dieses Projekt schafft eine Perspektive. Mehr sogar, die bekommen hier Bausteine für ihre Zukunft.

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Tierspenden unterstützen den Ausbau der Landwirtschaft hier sehr. Dabei sind aber immer einige Faktoren zu beachten, zB dass die Umwelt durch Überbeweidung nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Für viele Familien kommt aber durch kleine Tierhaltungsprojekte öfter eiweißreiche Nahrung auf den Tisch (Eier, Milch aber auch Fleisch), was gerade für den Speiseplan der Kinder wichtig ist.

Kontinuierlich wird dieses Projekt zB vom Christian-Doppler-Gymnasium in Salzburg (großes Danke an Riki und Uschi und ihre SchülerInnen), aber auch von vielen EinzelspenderInnen unterstützt.

„Die Tiere sind wie ein Sparbuch“, hat einmal eine der Frauen in einem Ziegen-Projekt gesagt, „wenn wir sie nicht brauchen vermehren sie sich und wenn wir Geld brauchen verkaufen wir 1 oder 2.“

Danke für die „Spareinlagen“!

Geschenkt

Nachdem heute besonders viele Anfragen für Unterstützung bei uns eingegangen sind, hier ein paar Gedanken dazu.

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Während unseres Aufenthaltes in Ifakara kommen immer wieder Menschen auf uns zu mit der Bitte um Hilfe. Nicht immer kennen wir die Leute, die uns um Unterstützung bitten, aber Verzweiflung und Not treiben Menschen dazu diese Hemmschwelle zu überwinden.

Manchmal wäre es einfacher, die Probleme, die uns so präsentiert werden, mit einer Spende und einem wohlwollenden Nicken abzutun – aber: was passiert in diesem Moment mit diesem Menschen?

Er/Sie wird klein gemacht, ein/e AlmosenempfängerIn.  Das sollte nicht die Lösung sein. Damit wird einmal mehr ein klares Bild transportiert: weiß=reich, schwarz=arm

Doch wir sind nur eines: Menschen – und zwar alle.

Für meinen Geburtsort und den Reichtum der damit einhergeht habe ich keine Leistung erbringen müssen. Es war ein Geschenk. Ebenso, dass ich in einem Land geboren wurde, das seit Jahrzehnten keinen Krieg erleben musste.

In meinem Verständnis erwächst daraus eine gewisse Verpflichtung. Die Verpflichtung zu teilen. Und das Wichtigste daran: dabei immer bemüht zu sein das auf Augenhöhe zu tun. Wohlstand macht einen nicht zu einem besseren Menschen. Der Grundwert eines menschlichen Lebens ist für mich unantastbar und immer der Selbe.

 

Mit diesem Hintergrund versuchen wir hier über Unterstützung für Bildung und mit Projekten im landwirtschaftlichen Bereich, Menschen zu helfen ihre eigenes Einkommen zu erwirtschaften und nachhaltig und langfristig unabhängig ihr Leben frei und selbstständig gestalten zu können – so wie sie es wollen, nicht wie wir es bespenden.

An alle die uns dabei unterstützen: Asante sana – vielen Dank!

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Zwischen Angst und Verantwortung

Ein Gastbeitrag von Dr. Martin Aigner (live aus Ifakara)

Als ich vor neun Jahren zum ersten Mal nach Ifakara gekommen bin, war das Thema HIV/Aids noch weitgehend tabuisiert. Das hat sich geändert. Wir hören immer häufiger von den Konsequenzen, wenn eine Infektion diagnostiziert wird, von der Ausgrenzung, der Armut, der Einsamkeit und der Angst, ob es überhaupt eine Zukunft gibt und wie man diese bewältigen kann.

 

Wie sehr das Thema HIV die Jugendlichen heute beschäftigt, dürfen wir bei einem Treffen mit Schülern der Kilombero Secondary School erleben. Die rund 50 14- bis 18jährigen zeigen sich sehr interessiert und aufgeschlossen, als sie erfahren, worüber wir heute gerne mit ihnen reden und uns austauschen möchten. Freudig überrascht stellen wir fest, dass diese jungen Menschen über die Ansteckung mit dem HI-Virus und die Folgen auf das Immunsystem bereits so Einiges wissen, sie bemerken aber eindringlich, dass sie eine große Gefahr für die Ausbreitung von HIV in der mangelnden Aufklärung und Information sehen.

Ein Aufruf und Auftrag, über das Thema HIV/AIDS vor allem auch mit der Generation, die die Zukunft des Landes ist, aufgeschlossener und offener zu sprechen! Sie noch gezielter und flächendeckender zu informieren und sie aufzuklären!

Wir merken, Bedarf dafür ist da!

Dieses Thema beschäftigt sie so sehr, dass sich an dieser Schule einige SchülerInnen zu einer Ethikgruppe zusammengeschlossen haben, um HIV und andere soziale Themen zu diskutieren und die Informationen  an MitschülerInnen und andere Jugendliche in Ifakara weiter zu geben und sie dafür zu sensibilisieren.  Initiativen, wie diese, die sich aus der Bevölkerung heraus entwickeln sind die nachhaltigsten und wohl auch besonders unterstützenswert, und so geben uns die SchülerInnen neue Ideen für Projekte mit.

Und so wundert es auch nicht, dass viele Mädchen und Jungen offen und ohne Scham gezielt Fragen zum Thema Ansteckungsprävention und Sicherheit und auch zum Thema Verhütung stellen… Familienplanung  beschäftigt auch hier die jungen Menschen. Und natürlich auch heute Erheiterung und leicht beschämtes Gelächter unter den Jugendlichen (wie wir das ja ebenso bei Jugendlichen in Europa kennen) als auch der Gebrauch von Kondomen thematisiert wird… und gleichzeitig erkennbar Erleichterung unter ihnen, dies anzusprechen und über die korrekte Anwendung zu reden. Kondome zu benützen sollte in einem Land mit so hoher HIV-Rate zum Schutz vor Ansteckung und Weiterverbreitung zur Selbstverständlichkeit werden… niemand sollte ihren Einsatz in Frage stellen oder gar verbieten.

Diese Erfahrung heute macht uns Mut, weiter zu machen mit unserer Unterstützung und gerade solch junge Menschen, die aktiv werden, die sich Gedanken machen über ihre Gesundheit und ihre Zukunft und auch über ihre Verantwortung ihren PartnerInnen gegenüber.

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Teil der Ethikgruppe der Kilombero Secundary School

 

Das Thema HIV/AIDS beschäftigt. Immer wieder werden wir von Bekannten und ProjektteilnehmerInnen auf Leute, die das Schicksal ganz besonders hart getroffen hat aufmerksam gemacht.

So auch auf Zena, eine 54jährige Frau, die inzwischen alleine am Dorfrand in einer einfachen Hütte lebt. Ihre HIV- Infektion wurde 2004 festgestellt. Auf unsere Frage, wie es ihr derzeit geht, sie sich fühlt, antwortet sie, dass das Virus derzeit „schläft“ und es ihr deshalb einigermaßen gut geht. Zena hat verstanden wie wichtig es ist, die Medikamente regelmäßig und dauerhaft zu nehmen, um nicht an AIDS zu erkranken, aber die Infektion hat dennoch ihr Leben sehr verändert.

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Ihren kärglichen Lebensunterhalt bestreitet sie mit ihrer Hühnerhaltung (3 Hühner mit Küken ) und indem sie sporadisch Gemüse oder Fisch am Markt verkauft. Aber Zena hat nicht resigniert und kämpft, macht sich Gedanken über die Zukunft. Auf unsere Frage, wie sie denn denkt, dass man ihr am schnellsten helfen kann, äußert sie bescheiden die Bitte, sie zu unterstützen, ein paar weitere Hühner zu kaufen. Ihre Hoffnung ist, dass sie dann regelmäßig mehr Eier und Hähnchenfleisch zum Verkaufen hat.

Der Verein der Freunde von Ifakara unterstützt Menschen auch durch Tierspenden. Moses Subert, der hier für den Verein arbeitet, besucht diese LandwirtInnen regelmäßig und unterstützt sie bei Fragen und Problemen.

Als wir ihr wenige Tage später zwei Hennen und einen Hahn für ihre weitere „Zucht“ vorbei bringen, zeigt uns das Strahlen in ihrem Gesicht und das Leuchten in ihren Augen, wie erleichtert sie ist.

Da sie sich einen sicheren Stall nicht leisten kann, werden auch die weiteren Hühner nachts bei ihr in der Hütte verbringen, aus Angst vor Diebstahl oder den Verlust durch andere Tiere.

Das ist ihr nächstes Ziel: sich mit den Einnahmen aus ihrer Hühnerhaltung den Anbau eines kleinen Stalles an ihre Schlafhütte leisten zu können.

Zena schaut nach vorne und erarbeitet sich ihre bescheidenen Ziele – langsam aber beständig.

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Zena und Moses

 

Warum immer Frauen?

SONY DSCImmer wieder taucht diese Frage auf, wenn wir von unseren Projekten sprechen: Warum arbeitet ihr denn so oft nur mit den Frauen?

Die kurze Antwort darauf ist: Weil sie die sind, die fast immer alles in ihre Familie und ihre Kinder investieren. Aber das ist etwas kurz gegriffen.

Grundsätzlich ist es noch ein langer Weg zur tatsächlichen Chancengleichheit der Geschlechter in Tansania. Wenn eine Familie das Geld für den Schulbesuch eines ihrer Kinder zur Verfügung hat, wird es meist ein Sohn sein, allein schon deswegen, weil viele der Töchter vermutlich nicht mehr (außerhalb des Haushalts und der eigenen Landwirtschaft) arbeiten werden sobald sie Kinder haben. Das ist ein nachvollziehbarer Gedankengang – allerdings ist es mehr und mehr so, dass auch die Frauen einen größeren Beitrag am Erwerbseinkommen der Familie erwirtschaften.

Die Bildungssituation ist aber nur ein Teil des Problems. Frauen werden häufig bei Erbfragen komplett übergangen (sowohl Töchter, als auch Witwen). Trennungen bei unverheirateten Paaren sind nicht selten und Ansprüche auf Unterhalt gibt es de facto nicht. So sitzt eine Frau oft mit ihren Kindern in der Armutsfalle fest, wenn der Partner sie verlässt oder (und das hören wir deutlich häufiger) die Frau samt Kindern aus dem Haus jagt.

Und so haben wir in den letzten Tagen wieder mit Frauen gesprochen, die in genau dieser Situation sind und waren. So zum Beispiel heute, als wir 2 Frauen besucht haben, die beide mit ihren Kindern vor dem Nichts und auf der Straße standen – nachdem klar war, dass sie HIV positiv sind. Beide leben bis heute von der Hand in den Mund.

Was hier dringend Not tun würde: eine Form der Notunterbringung und dann ein Plan für ein eigenständiges Einkommen. An der Notunterkunft arbeiten wir noch (dazu später mehr), Unterstützung für konkretes Einkommen gibt es schon-

Was sich hier durch Projekte verändern kann, das zeigt das Beispiel einer Frau aus unserem Reisanbauprojekt:

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Zakhia wurde mit ihren 2 Kindern von ihrem Mann verjagt. Sie stand vor dem Nichts. Kein Zuhause, kein Einkommen, keine Perspektive. Heute steht die junge Frau auf einer Baustelle. Es ist ihre Baustelle. Hier entsteht ihr Haus, das sie sich durch ihre eigene Arbeit auf den Reisfeldern erwirtschaftet hat und zwar in nur 3 Jahren. Sie hat gespart und gemeinsam mit den anderen Frauen im Projekt unter Hilfe und Anleitung von unserem Projektkoordinator Moses Subert, eine kleine Genossenschaftsbank gegründet. Dieses Jahr bekommt sie ihren Anteil ausbezahlt und damit wird sie weiter bauen. Im Moment lebt sie mit den 2 Kindern in dem einen Raum der schon fertig gestellt ist. Den Stolz und die Zufriedenheit über diesen Erfolg kann sie nicht verbergen, auch wenn sie vorher beim Treffen in der Gruppe noch sehr schüchtern und zurückhaltend war. Und schließlich, am Ende unseres Besuches sagt sie etwas, das uns alle Innehalten lässt: “Ich möchte, dass junge Mädchen sehen, dass es eine Frau auch alleine schaffen kann, ohne Mann. Dass sie sehen, dass auch eine Frau etwas bewegen und gut leben kann.”

Und das ist wohl die weniger kurze Antwort auf die Frage – darum arbeiten wir so oft mit Frauen.

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Stolz auf sich selber sein

Heute Nachmittag in Ifakara… Uns gegenüber sitzt ein leicht nervöser junger Mann. Er heißt Stanislaus, ist 21 und hat gerade seinen Schulabschluss gemacht. Form 6, das ist vergleichbar mit Matura-/Abiturniveau.

Heute ist er gekommen um vor allem eines zu sagen: Danke.

In den vergangenen 6 Jahren hat er durch ein Stipendium des Vereins die Möglichkeit gehabt eine “Shule ya Sekundari” zu besuchen, also so eine Art Gymnasium. Sein Vater hat eine kleine Schreinerei und seine Mutter ist Hausfrau und bewirtschaftet die kleinen Felder der Familie, die mit Stanislaus und seinen 3 Geschwistern im Ortsteil Katindiuka in Ifakara lebt. Er ist der Jüngste und auf die Frage, ob denn das Familieneinkommen genug für eine Ausbildung gewesen wäre, schüttelt er nur den Kopf und sagt “Never – niemals”

Er wollte sich bedanken heute, bei uns, stellvertretend für die, die ihn gesponsert haben. Mit dieser Chance auf Bildung habe sich sein Leben grundlegend verändert und er hofft irgendwann selbst in der Lage zu sein für andere Menschen solche Lebensveränderungen herbei führen zu können.

Was er sich für die Zukunft wünscht : “I want to be proud of myself, to be someone someday.” – “Ich möchte auf mich stolz sein, irgendwann jemand sein.” Obwohl er in unsern Augen schon jemand ist, freuen wir uns wenn wir helfen können dieses Ziel zu erreichen.

Moses Subert

Das beste Projekt bringt nichts, wenn es nicht koordiniert und kontrolliert wird. Dafür haben wir in Ifakara im Jänner unser eigenes Büro eröffnet und Büroleiter Moses Subert kümmert sich hier hauptverantwortlich darum, alles am Laufen zu halten. Moses ist ein 30jähriger Agrarökonom, den die „Freunde von Ifakara“ schon lange kennen. Vor vielen Jahren hat er mit einem Stipendium unseres Vereins begonnen eine Secundary School (die entspricht ungefähr dem Gymnasium bei uns) zu besuchen und später hat er mit dem selben Stipendium seine Universitätsausbildung gemeistert. Nach einigen Jahren in Nordtansania, in denen er viel Berufserfahrung gesammelt hat, ist er im Jänner wieder nach Ifakara zurück gekehrt und leitet hier unsere Projekte. Unterstützt wird er im Moment von Faidha Fussi, die sich v.a. um die Projekte im Kontext von HIV/Aids kümmert.

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Moses ist ein bemerkenswerter junger Mann, mit sehr viel Feingefühl und Verständnis für die Menschen in den Projekten und doch auch mit sehr viel Konsequenz und (und das ist in Tansania manchmal schwer zu finden) mit großen buchhalterischen Kompetenzen! Belege und Abrechnungen stimmen auf den Tanzanian Shilling (2200 Shilling = 1 €) genau! Einen so fleißigen und gewissenhalten Projektleiter zu haben ist etwas ganz Besonderes!

Er hat für uns den Großteil unseres Programms zusammengestellt und begleitet uns zu den meisten unserer Besuche. Am Samstag (2.8.) nimmt er uns dann mit in das kleine Dorf, in dem seine Mutter lebt. „Mama Moses“, nennen wir sie. In Tansania ist es üblich, die Mutter eines Freundes mit seinem Namen und einem vorgestellten „Mama“ anzusprechen. Sie ist krank, leider schon recht lange – Blutdruck-Probleme, Arthritis und Herzprobleme machen ihr zu schaffen – aber sie freut sich über den Besuch. Ich kenne sie schon lange, habe sie schon oft besucht und freue mich immer diese warmherzige und liebevolle Frau wieder zu treffen. Auf die Frage, wie es ihr geht, sagt sie „Ich danke Gott, es geht aufwärts.“ Kein „es könnte besser sein“, kein „naja“. Sie freut sich, dass es besser wird. Und sie bedankt sich immer wieder: für die mitgebrachten Geschenke (es gehört auch hier zum guten Ton, etwas mitzubringen, wenn man eigenladen ist), also Seife, Gemüse, etwas Zucker und Sonnenblumenöl, für den Besuch, v.a. aber dafür, dass ihr Sohn seine Ausbildung machen durfte und jetzt mit uns arbeiten darf. Sie ist stolz auf ihn – er ist jetzt das Familienoberhaupt und auch der Hauptverdiener. Moses arbeitet nicht nur für sich, er versorgt seine Mutter, unterstützt seine 3 Geschwister, die Nichten und Neffen, die Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten, … die ganze Großfamilie profitiert davon, dass es ein regelmäßiges Einkommen hat. FAMILIE wird hier groß geschrieben. Dank Moses gibt es nicht mehr einen winzigen, dunklen Schlafraum in der Lehmhütte, sondern jetzt ein kleines Haus mit mehreren Zimmern – dafür sind alle besonders dankbar.

Es ist wunderbar ruhig hier und wir sitzen im Schatten der Mango- und Cashewnussbäume und essen gemeinsam – wie eine große Familie, auch wenn wir auf verschiedenen Kontinenten geboren wurden. Wir machen uns wieder auf den Weg nach Ifakara, ins geschäftige Leben dort – aber unsere Gedanken sind noch immer im Dorf, bei diesen Menschen, die uns ein paar Stunden lang als Teil ihrer Familie aufgenommen haben.

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LehrerInnen haben 9 Wochen Ferien?!

Im Jugendzentrum in Ifakara tut sich immer etwas – am Wochenende wird der große Saal gerne für Feste vermietet, Sitzungen und Treffen verschiedenster Gruppen finden in den kleiner Räumen statt und jeden Abend von Montag bis Freitag, gibt es hier kostenlosen Nachhilfeunterricht. Nachdem unsere beiden Nachhilfelehrer Jacob und Joseph gerade für ein paar Wochen in einer kleinen Krankenstation außerhalb von Ifakara ihr Praktikum absolvieren (sie studieren beide Medizin), juckt es unsere beiden LehrerInnen Petra und Barbara in den Fingern – da könnte man doch was machen! Auch Carina ist mit dabei und so machen sich „unsere“ 3 mitreisenden Damen jeden Abend auf den Weg ins Jugendzentrum um Englischnachhilfe zu geben. Petra unterrichtet auch in Österreich Englisch an einem Gymnasium und ist natürlich vorbereitet. Mit viel Liebe und Zeitaufwand, hat sie schon vor der Abreise nach Tansania Übungsblätter vorbereitet, die jetzt natürlich sehr gefragt sind!

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Mit viel Geduld wird erklärt und diskutiert und ein Blatt nach dem anderen ausgefüllt. Und eines Abends gibt es dann eine besondere Lektüre aus der Volksschule Zams. Mit viel Liebe haben SchülerInnen dort ein Plakat zusammengestellt und sich darauf auf Englisch vorgestellt. Das finden die Jugendlichen hier natürlich sehr spannend – wie leben denn Kinder in Österreich?

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Zum Abschluss gibt es dann eine schöne Abschlussüberraschung für die SchülerInnen – Kugelschreiber! In Tansania sind die nämlich sehr begehrt und leider auch teuer. Nicht jede/r kann sie sich leisten und so kommt die Spende aus dem SPZ Zams mehr als gelegen! Dort wurden wie schon im letzten Jahr Kulis gesammelt und zwar sehr, sehr fleißig und so können wir auch diesmal wieder im Jugendzentrum und an Schulen die begehrten Stifte verteilen!

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Vielen Dank an alle Zuhause, die immer wieder an die Kinder und Jugendlichen in Ifakara denken!

Und ein riesengroßes Danke an Petra, Barbara und Carina, die ihre Abende damit verbringen, Jugendlichen in Ifakara zu helfen ihre schulischen Leistungen zu verbessern! Ein ganz besonderes Geschenk ist Zeit!

Was heißt das jetzt konkret?

Was heißt es für eine Frau in Katindiuka/Ifakara bei unserem landwirtschaftlichen Projekt dabei zu sein? Das haben uns die Frauen in Katindiuka sehr anschaulich gezeigt.

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Salma ist eine einfache Frau, ohne große Schulbildung. Mit ihrem Sohn lebt sie in einem kleinen Haus, mit nur einem Raum, gleich gegenüber vom Haus ihrer Eltern. Sie ist Alleinerzieherin und das ist nicht immer einfach, denn das zusätzliche Geld könnte sie gut gebrauchen – Unterhaltszahlungen gibt es hier nicht. In den letzten Jahren hat sie einen Sack Reis von ihrem einzigen Feld geerntet, also ca. 100kg. Das hat gereicht sagt sie, gereicht um sie und das Kind zu ernähren. Für mehr allerdings nicht und so musste sie sich schon für Kleidung oder Arztbesuche Geld leihen.

Im Haus sehen wir keine Reissäcke – wo ist die Ernte? Sie lächelt und sieht uns nicht an als sie sagt, dass ihr Haus zu klein war um die ganze Ernte aufzunehmen, die Ernte habe sie im Haus ihrer Eltern untergebracht. Stolz ist sie darauf, das sagen zu können und auch ihre Mutter, die seit Kurzem Witwe ist, ist stolz auf ihre Tochter. 5 Säcke Reis sind es dieses Jahr – 1 Sack als Nahrung für sie und ihren Sohn, der Rest kann verkauft werden und ermöglicht ihr das, was sie als Wohlstand ansieht: Medikamente, Seife und Kleidung kaufen können und vielleicht auch ab und zu etwas Gemüse oder sogar Fleisch. Dieses Jahr gibt es nicht ausschließlich Reis zu essen!

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Ziegen, Kühe, usw

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Unser Projekt „SponsorSheep“ erfreut sich großer Beliebtheit. Viele haben uns dabei unterstützt und uns Spenden im Wert von Ziegen/Schafen/Schweinen (20€), Hühnern/Enten (5€) oder sogar Kühen (150€) anvertraut. Einige der Tiere durften wir besuchen – und einmal mehr waren wir auch bei unserer „Pilotgruppe“, einer Gemeinschaft von Frauen rund um Mama Mgaya, die vor 5 Jahren 2 Ziegen von uns bekommen haben. 28 (!) Ziegen waren es heuer schon – einen Teil davon haben sie verkauft oder auch an andere Gruppen weitergegeben. Die Tiere leben in kleinen Gruppen bei den einzelnen Familien der Gemeinschaft um Inzucht zu vermeiden. Eines unserer Vereinsmitglieder, der auch als tierärztlicher Berater fungiert, ist auch bei dieser Reise mit dabei – Martin Aigner, arbeitet in Bayern als Tierarzt und ist selbst Schafhalter. Die Frauen und Männer aus dem Ziegenprojekt sind aufgeregt, denn heute steht eine Lektion in Klauenpflege bei der Ziege an und zwar am lebenden „Objekt“. Warum man die Klauen (für die Nicht-Landwirte: „Hufe“) zurückschneiden muss ist nicht sofort für alle klar, darum gibt es zuerst mal die Theorie dazu: Fehlstellungen, Gelenksentzündungen, Geschwüre und dadurch andauernde Schmerzen können die Folgen sein, wenn die Klauenpflege vernachlässigt wird. Martin führt langsam und geduldig vor, wie’s gemacht wird und er hat auch die nötigen Werkzeuge mitgebracht, die groß bestaunt werden – sowas hat hier noch niemand gesehen. Und seine SchülerInnen stellen sich gleich recht geschickt an und freuen sich darüber, dass ihre Ziegen nun wieder gerade stehen.

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Auch 2 andere Mitreisende freuen sich: Barbara Zehetner und Petra Eisenknapp arbeiten beide als Lehrerinnen am Akademischen Gymnasium in Salzburg und in den letzten Jahren gab es an dieser Schule gleich mehrere großartige Sammelaktionen für dieses Projekt. Mehrmals von der 6e (mit Prof. Brigit Mooshammer) und heuer auch von der 3b (mit Prof. Barbara Zehetner). Schön, dass Barbara und Petra in Vertretung ihrer SchülerInnen neue Ziegen aussuchen und weitergeben können! Vielen Dank für den großen Einsatz der SchülerInnen und Lehrerinnen!

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