Ich sitze in einem kleinen Lokal in der Nähe des Postamts in Ifakara. Vor mir ein weißer Plastiktisch mit aufgedrucktem Pepsi-Logo. Mir gegenüber sitzt ein junger Mann, 20 Jahre alt, sichtlich nervös. Sein Name ist Baraka.
Die letzten beiden Jahre hat er ein Stipendium von unseren Verein bekommen uns vor wenigen Wochen hat er die High School abgeschlossen – sozusagen Matura/Abitur gemacht. Jetzt ist er in Ifakara und seine Familie zu besuchen und auch um uns zu treffen. Seine Mutter hat er seit rund einem Jahr nicht gesehen – seine Schule war in einem anderen Teil des Landes und reisen ist teuer. Die Wiedersehensfreude war unbeschreiblich groß. Den Vater hat er noch länger nicht gesehen – Barakas Mutter ist eine seiner Nebenfrauen und er hat 26 Kinder. Unterstützung für die die Familie gab es nie von seiner Seite.
Heute sind wir eingeladen seine Mutter zu besuchen. Darum ist er so nervös und seine Mutter, so sagt er, noch viel mehr. Besucher aus Europa gibt es in ihrem Ortsteil nie – noch dazu Europäer, die die Ausbildung ihres Sohnes finanziert haben. Mama Baraka begrüßt uns gemeinsam mit ihrer Schwester – nicht ihrer biologischen Schwester erfahren wir später, aber sie gehören zum selben Stamm. Die Familien der beiden Frauen stammen aus Rwanda und sind in den 70er Jahren vor den ersten Zusammenstößen zwischen Hutu und Tutsi geflogen, die in den 90er Jahren traurige Bekanntheit erreicht haben. Als Flüchtlinge sind sie gekommen, haben Familie und Freunde auf der Flucht verloren und sie sind eine Familie füreinander geworden – jetzt arbeiten beide als Hilfskrankenschwestern im Krankenhaus.
Beide Frauen bedanken sich immer wieder für die Hilfe und Unterstützung für den jungen Mann, den sie beide Sohn nennen. Sie sind stolz auf ihn, aber machen sich auch Sorgen, wie seine Zukunft aussehen wird. Sie wünschen sich, dass er einmal etwas für die Menschen tun wird und nicht nur für Geld.
Wie sieht sein Plan für die Zukunft aus? Er will Medizin studieren, erzählt er uns, das Leben seiner Familie und der Menschen hier in Ifakara verbessern – das sei seine Vision. Nein, nicht seine Vision – sein Ziel. Er verbessert sich: “Ich nenne meine Träume und Visionen Ziele – Ziele kann man erreichen… “