Und jetzt mal ganz konkret ….

Mit wie wenig man schon viel bekommen kann sehen wir hier jeden Tag,  aber auch,  wie oft selbst dieses Wenige fehlt. Es fehlt vielen am Nötigsten und das Einkommen ist Meist abhängig von dem Ertrag aus der Landwirtschaft und damit vom Wetter. Es reicht in vielen Jahren nicht für das Schulgeld der Kinder, die medizinische Grundversorgung oder die Rücklagen für  die Aussaat im kommenden Jahr.

“Mit welcher Summe könnt ihr denn was anfangen?”, diese Frage taucht immer wieder bei unseren Unterstützerinnen und Unterstützern auf. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: “Mit jeder.”

Wir freuen uns über jede Unterstützung, ganz egal die klein oder groß.  Viele Tropfen füllen einen Eimer genauso. Aber damit es alles etwas greifbarer wird hier ein paar aktuelle Zahlen:

  • 5 € entsprechen einem Huhn (beispielsweise für die Frauengruppe in Viwanja Sitini)
  • 25 € sind genug um eine Ziege oder ein Schwein zu kaufen (wenn man zum Beispiel eine Familie im Dorf unterstützen möchte)
  • 35 € ist der Preis einer Schulbank (wie sie in der Grundschule in Katindiuka benötigt werden)
  • 60 € können für 3 Bauernfamilien Saatgutpakete bedeuten ( zum Beispiel für die Sonnenblumenaussaat)
  • 350 € können einem Kind den Schulbesuch ermöglichen (wie in unserem Stipendienprogramm)
  • 600 € aufwärts kann ein Studienplatz im Jahr kosten

Selbst mit kleinen Summen kann man für einzelne Menschen etwas großes bewirken – so konkret kann eure Hilfe sein.

Anke für euer Vertrauen in uns.

Hühner als zusätzliche Einkommensquelle
Ein Schwein oder eine Ziege kann der Beginn einer Zucht sein
Eine Schulbank hilft gleich mehreren Schüler*innen
Egal ob Sonnenblumen, Reis oder Mais – ein Saatgutpaket kann nie schaden
Nicht alle können sich Bildung leisten, eine Bildungspatenschaft hilft

Die Sache mit dem Regen

Regen ist wichtig. Ohne Wasser, kein Leben – eine einfache Rechnung.

Die Nahrungsgrundlage für die meisten Menschen in Ifakara ist Reis. Er ist das, was bei uns das sprichwörtliche tägliche Brot ist. Um Gris anbauen zu können, braucht es Regen, denn die Pflanzen gedeihen nur auf nassen Flächen. Regent es nicht,  ist die Ernte verloren. Viel Regen bedeutet aber wiederum andere Herausforderungen. Die Wege, Pfade und kleinen ungeteerten Straßen verwandeln sich in schlammige Hindernisse, die nur mir größter Mühe passiert werden können. Alles was zur Verfügung steht wird nun als Hilfsmittel zum Bau von Behelfsstegen oder Tritthilfen herangezogen. Vom Ziegelstein bis zum Stück Holz, vom Plastikeimer bis zum alten Autoreifen … alles kann benutzt werden.

Wie schnell die Situation sich hier verändern kann haben wir diese Woche gesehen. Nach einer Nacht Regen steigen die Flusspegel des Kilombero oft schon massiv und dad obwohl der Fluss schon ein Vielfaches der normalen Breite seines Flussbetts überschwemmt hat.

Fischer können nicht zu ihren gewohnten Fishgründen fahren. Sie suchen im nun überschwemmten Grasland rund um den Kilombero nach kleineren Fischen. Eine mühsame und durch die Krokodile auch gefährliche Arbeit, die leider kaum Ertrag bringt. Der Tagesumsatz reicht kaum zur Ernährung der Familie – eigentlich reicht er gar nicht.

Für die Landwirtinnen und Landwirte sind die Herausforderungen zum Teil nicht kleiner. Ganze Felder (vor allem mit Mais) verwandeln sich in Seen. Die Unvorhersehbarkeit ist hier das Hauptproblem. Wo im einen Jahr der Reis gedeiht,  kann im nächsten Jahr alles vertrocknet sein. Auf Flächen,  auf denen der Mais in diesem Jahr fleißig seine Kolben ausbildet, kann im Folgejahr ein Teich entstehen. Immer wieder zeigen uns die Menschen in Ifakara bei unseren Besuchen, welchen Herausforderungen sie hier ausgesetzt sind. Versicherungen für Ernteausfälle gibt es nicht. Wer nicht erntet, der hungert. Wenn wir nach Problemen fragen,  ist in den letzten Tagen die Antwort meist: “Hali ya hewa.”, das Wetter.

Diese Unvorhersehbarkeit der Regenfälle schafft in einem Land, das seine Jahreszeiten nicht wie wir in Frühling,  Sommer,  Herbst und Winter einteilen, sondern v.a. zwischen Trocken- und Regenzeiten unterscheidet, unglaubliche Herausforderungen.

Eine der Frauen, die uns von diesen Herausforderungen berichtet ist Mwajuma. Sie steht auf ihrem Maisfeld zwischen den Jungpflanzen, die sie im März ausgesät hat. “Kwa mikono.”, mit meinen Händen. Den Großteil der Arbeit auf den Feldern wird hier händisch erledigt. Auf dem Weg durchs Feld zupft sie immer wieder Unkraut aus – wenn man schon mal da ist, kann man auch solche Kleinigkeiten erledigen.

Mwajuma war die letzten Jahre eine der Frauen, die in unserem Sonnenblumenanbau Projekt gute Erfolge erzielt hat. Dieses Jahr wurden bisher keine Sonnenblumen Samen ausgegeben – die Regenzeit war zu unberechenbar.  Wenn sich alles gut entwickelt werden sie Ende Mai verteilt. Auf dem Feld, auf dem wir jetzt stehen hat sie vor 2 Jahren rund 500 kg Kerne geerntet, das entspricht ca 60 Liter Öl. Für den Eigenbedarf absolut ausreichend, sagt sie. Letztes Jahr hat die Flut alles mitgerissen, die Überschwemmungen waren verheerend. Sie hofft, dass es in diesem Jahr wieder besser wird und bald zwischen den Maisreihen auch Reihen von Sonnenblumen wachsen werden.

“Aber nicht nur die Samen waren wichtiger für mich. Ich habe auch gelernt, dass ich bei der Aussaat immer auf die Reihen achten muss. Vorher habe ich immer alles so angebaut, wie man es bei uns immer schon gemacht hat. Keine Neuerrungen. Aber der Ertrag ist mit der neuen Methode besser. Ich will Neues lernen, auch wenn ich nicht mehr kung bin.”, sie lacht beim letzten Satz.

Und so wirken Projekte nach, selbst wenn sie gerade nicht laufen und verbessern so Schritt für Schritt das Leben von Menschen.

Im Garten mit Gaddafi

Bestehende Gruppen zu unterstützen ist für uns ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Immer häufiger kommen Gruppen auf uns zu und wünschen sich Zusammenarbeit. Das ist ein großer Vertrauensbeweis und ein Zeichen, dass unsere Arbeit hier positiv wahrgenommen wird.

Es wird Abend in Ifakara. Langsam nähert sich die Sonne den Palmen und den mächtigen Mangobäumen, als wir über einen holprigen, ungeteerten Weg in den Ortsteil Viwanja Sitini kommen. Um jedes Haus findet man kleine Gemüsegärten, in den Okras, Spinat und Kohl wächst.

Als wir bei unseren Besuch hier waren, war die Gruppe, die uns jetzt erwartet, noch am Anfang der Ideenfindung. Inzwischen haben sie bereits mit einem Projekt begonnen. Die Gruppe besteht Derzeit aus 5 Frauen und gemeinsam haben sie begonnen eine Hühnerzucht aufzubauen. Wir wollen sie mit Beratung   und beim Aufbau ihres Zuchstamms unterstützen.  Der Plan ist, sowohl die Eier zu verkaufen, aber auch die Fleischproduktion.

Auf die Idee sind sie gekommen, weil eine von ihnen bereits Hilfe von ums beim Start ihres kleinen “Dorfladens” bekommen hat. Mwalimu Wiso (Lehrerin  Wiso), so kennt man sie hier. Mit der Startfinanzierung des Vereins hat sie ihre erste Ware gekauft. Inzwischen läuft der Laden (nicht nur im übertragenen Sinn), in dem es Gemüse, Obst und Dinge des täglichen Bedarfs, wie z.B. Zahnbürst, gibt.

Und so sitzen wir im Garten einer der Frauen, von Mauern umgeben und überall Obstbäume und Bananenstauden. Die bereits vorhandenen Hühner fühlen sich sichtlich wohl, genauso die Perlhühner, die lautstark auf sich aufmerksam machen.  Wir besprechen dir Pläne und Kalkulationen und freuen uns, dass die vagen Pläne der letzten Jahre nun mehr Gestalt angenommen haben. Selbst ein Bankkonto mit Rücklagen haben sie geschaffen und sogar eine offiziell registrierte Vereinsgruppe sind sie nun – zur Absicherung, sollte eine der Frauen ausfallen.

Frauen, die füreinander einstehen, einander helfen und zusammenhalten. Eine ist katholische Katechetin, eine Muslima … sie sitzen hier zusammen und arbeiten zusammen an neuen Projekten.  Sie verbindet, dass sie ihre Familien finanziell absichern wollen, ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen wollen und im Fall von Krankheiten das Geld für die Behandlung haben wollen. Sie sind Mütter – sie alle.

Als wir das Grundstück wieder verlassen, ist die Sonne noch etwas tiefer  gerutscht und der in die Jahre gekommene Wachhund “Gaddafi” freut sich, dass er wieder seine Ruhe hat. Von den Hühnern lässt er sich nicht bei seiner Siesta stören.

Foto: Manuela Federl

Investition ins Wasser gefallen?

In den letzten Jahren werden die Auswirkungen des Klimawandels immer mehr zum Problem für die Menschen in Ifakara. Fast alle hier beziehen zumindest einen Teil ihres Einkommens aus der Landwirtschaft. Egal mit wem man spricht,  ob Lehrerin, Bäcker oder Weberin, alle haben irgendwo Felder um etwas anzubauen und so ein Auskommen zu haben.

Wir besuchen Oskar,  einen der Katecheten aus Ifakara. Sein Einkommen aus dieser Tätigkeit reicht bei weitem nicht aus um die Familie zu ernähren.  Über den Verein hat er Hilfe für den Start einer  Hühnerzucht bekommen und jetzt auch Beratung und Unterstützung für den Anbau auf seinem Reisfeld.

In diesem Jahr haben die Regenfälle in Ifakara erst vor Kurzem begonnen – das ist spät und für viele zu spät. Die meisten haben wie gewöhnlich bereits Anfang April damit gerechnet und dementsprechend den Reis angebaut. Aber ohne Regen, kein Reis. Diese Pflanze ist die Basis der Ernährung für den Großteil der Menschen hier. Durch den Klimawandel wird der Anbau aber immer mehr zur Herausforderung. 

Oskar geht mit uns sein Feld ab. Zufrieden blickt er auf seine Pflanzen und ein Lächeln erscheint unter dem geflochtenen Hut, den er zur Feldarbeit trägt, als er sagt: “Seht ihr, wieviel größer meine Pflanzen sind, als bei meinem Nachbarn? Sie haben Kraft, meine Reispflanzen.” Und tatsächlich sieht auch ein Laie, dass auf keinem der Felder rundum Pflanzen stehen, die bereits Körner ansetzen – wohl aber bei Oskar.

Auch das ist ein Ergebnis der landwirtschaftlichen Beratung und Unterstützung, denn so war er gerüstet, als der erhoffe Regen ausblieb. Er hat eine Art Kinderstube für den Reis gebaut, in der die Samen zu kräftigen Jungpflanzen heranwachsen konnten – ganz in der Nähe des Flusses. Mit einer geliehenen Pumpe war es nicht weiter schwer sie mit Wasser zu versorgen.

Als dann der Regen endlich kam, konnte er sie auf sein Feld bringen, wo sie so prächtig gedeihen. “Die Investition in die Pumpe hat sich gelohnt, auch die Mehrarbeit.”, da ist er sich sicher.

Immer wieder lacht er, als wir sein Feld umrunden – Freude über den Erfolg, Freude über die zu erwartende Ernte. “Danke für euren Besuch, danke für eure Unterstützung.”, ruft er uns zu, als er am Ende unseres Besuchs mit seinem Fahrrad über den kleinen Pfad zwischen den einfachen Häusern verschwindet.

Hühner …die etwas anderen Haustiere

Die ersten Projektbesuche sind immer besonders spannend für mich. Was ist seit dem letzten Besuch passiert, was gibt es für Entwicklungen und vor allem: wie geht es den Menschen und was hat sich für sie getan?

Nach wie vor ist die Landwirtschaft eine der wichtigsten Einnahmequellen für die allermeisten Tansanianerinnen und Tansanianer. Und so ist es wenig überraschend, dass auch viele unserer Unterstützung im Bereich der Existenzgründungsprojekte mit der Landwirtschaft zu tun haben.

Wir machen uns auf den Weg über kleine Seitenstraßen, die kaum mehr sind als Pfade, zu einem der Projektstandorte im Ortsteil Kibaoni. Es hat in den letzten Tagen endlich geregnet – die Regenzeit im April ist fast zur Gänze ausgefallen. Nun bilden sich kleine und größere Tümpel neben den Häusern und auf den Wegen. “Wir hoffen es regnet weiter, bis Juni am Besten.”, das hören wir immer wieder. Auch wenn es die Gefahr gibt,  dass einige Häuser durch das Wasser beschädigt werden – das erscheint vielen als kleiner Preis, wenn die Alternative die Trockenheit auf den Feldern wäre. Die vor Kurzem bepflanzten Felder braucht jetzt Wasser.

Auch für Ophemia und ihre Tochter Rosemary sind die Felder die Haupteinnahmequelle. Damit sie aber nicht nur davon abhängig sind, haben sie eine für uns zuerst unkonventionell klingende Idee gehabt, was man (beziehungsweise Frau) mit 2 leerstehenden Räumen im Haus machen könnte. Und so sind neben dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer jetzt 2 Räume für die Aufzucht von Hühnern reserviert. Der Ertrag, den sie durch Aufzucht und Verkauf der Hühner erwirtschaften ist höher, als die Einnahmen durch die Vermietung der Zimmer bekommen würden. Und jetzt tummeln sich sich den Zimmern die Küken. Die Schalen der Reiskörner sind vorhanden und als Einstreu gut geeignet und die Kosten für Futter und Wasser halten sich in Grenzen. Gerne zeigen sie uns ihre Tiere, die ihnen ein gutes Zusatzeinkommen ermöglichen. Zum Beispiel für das Schulgeld für Alice, die Tochter von Rosemary … denn Bildung kostet in Tansania – leider.o

Tierisch gut …

Perspektivenlosigkeit. Ein Problem, das hier viele junge Menschen haben. Schulbildung und weiterführende Bildungsangebote sind kostenintensiv und für viele Familie nicht leistbar. Was bleibt also als Zukunftsperspektive? Viele sehen ihre Zukunft klar vorgezeichnet: Kleinbauern/Kleinbäuerinnen. Gerade genug verdienen um über die Runden zu kommen – immer abhängig vom Regen. In Zeiten des Klimawandels keine allzu rosige Perspektive.

Und selbst in diesem Bereich fehlt es an Bildung. In der Regel werden die kleinen Betriebe hier genauso weitergeführt, wie es die Eltern gemacht haben – ohne Input von außen und damit ohne große Verbesserungen.

In den landwirtschaftlichen Projekten des Vereins der Freunde von Ifakara, versuchen wir diese Inputs zu geben, neue Ideen zu fördern und so das Einkommen zu verbessern. Viele Betriebe hier sind rein vom Reis- und Maisanbau abhängig. Gartenbau und Viehhaltung im kleinen Rahmen, werden noch wenig betrieben und wenn, dann oft nicht zielführend.

Unsere Tierspendeprojekte enden daher nicht damit, dass einfach ein paar Ziegen, Schafe, Schweine, Hühner oder Enten übergeben werden. Im Vorfeld und auch nach der Übergabe braucht es Informationen zur Haltung und Pflege der Tiere. „Ein zufriedenes Tier ist ein gesundes und produktives Tier.“, das ist der Leitsatz.

Unter diesem Motto erklärt unser Vereinsmitglied der Tierarzt und Landwirt Dr. Martin Aigner heute  einer kleinen Gruppe von SchülerInnen aus der Secundary School in Kibaoni/Ifakara am „lebenden Objekt“ worauf es bei der Haltung von Schweinen und Ziegen ankommt. Die 3 SchülerInnen möchten mit der Tierhaltung beginnen und hoffen damit einen Teil ihres Schulgelds selbst erwirtschaften zu können. Einer von ihnen hat die Möglichkeit die Tiere bei seinen Eltern unter zu bringen und einer der Lehrer an der Schule unterstützt sie dabei.

Das praktische Training findet beim Elternhaus von Moses Subert statt, das inzwischen einer seiner Brüder mit seiner Familie bewohnt. Er hält dort Schweine und Ziegen und heute gibt es viele Tipps zur richtigen Stallung, Fütterung und Beschäftigung der Tiere, aber auch zum Thema Gesundheit und Zucht.

Viel Neues nehmen die SchülerInnen mit, viele praktische Tipps um Erfolg zu haben mit ihrer Zucht. Sie sind interessiert, stellen Fragen, wollen alles genau wissen. Der Erfolg ihrer Tierhaltung kann ihre Zukunft sichern – dieses Projekt schafft eine Perspektive. Mehr sogar, die bekommen hier Bausteine für ihre Zukunft.

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Tierspenden unterstützen den Ausbau der Landwirtschaft hier sehr. Dabei sind aber immer einige Faktoren zu beachten, zB dass die Umwelt durch Überbeweidung nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Für viele Familien kommt aber durch kleine Tierhaltungsprojekte öfter eiweißreiche Nahrung auf den Tisch (Eier, Milch aber auch Fleisch), was gerade für den Speiseplan der Kinder wichtig ist.

Kontinuierlich wird dieses Projekt zB vom Christian-Doppler-Gymnasium in Salzburg (großes Danke an Riki und Uschi und ihre SchülerInnen), aber auch von vielen EinzelspenderInnen unterstützt.

„Die Tiere sind wie ein Sparbuch“, hat einmal eine der Frauen in einem Ziegen-Projekt gesagt, „wenn wir sie nicht brauchen vermehren sie sich und wenn wir Geld brauchen verkaufen wir 1 oder 2.“

Danke für die „Spareinlagen“!

Geschenkt

Nachdem heute besonders viele Anfragen für Unterstützung bei uns eingegangen sind, hier ein paar Gedanken dazu.

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Während unseres Aufenthaltes in Ifakara kommen immer wieder Menschen auf uns zu mit der Bitte um Hilfe. Nicht immer kennen wir die Leute, die uns um Unterstützung bitten, aber Verzweiflung und Not treiben Menschen dazu diese Hemmschwelle zu überwinden.

Manchmal wäre es einfacher, die Probleme, die uns so präsentiert werden, mit einer Spende und einem wohlwollenden Nicken abzutun – aber: was passiert in diesem Moment mit diesem Menschen?

Er/Sie wird klein gemacht, ein/e AlmosenempfängerIn.  Das sollte nicht die Lösung sein. Damit wird einmal mehr ein klares Bild transportiert: weiß=reich, schwarz=arm

Doch wir sind nur eines: Menschen – und zwar alle.

Für meinen Geburtsort und den Reichtum der damit einhergeht habe ich keine Leistung erbringen müssen. Es war ein Geschenk. Ebenso, dass ich in einem Land geboren wurde, das seit Jahrzehnten keinen Krieg erleben musste.

In meinem Verständnis erwächst daraus eine gewisse Verpflichtung. Die Verpflichtung zu teilen. Und das Wichtigste daran: dabei immer bemüht zu sein das auf Augenhöhe zu tun. Wohlstand macht einen nicht zu einem besseren Menschen. Der Grundwert eines menschlichen Lebens ist für mich unantastbar und immer der Selbe.

 

Mit diesem Hintergrund versuchen wir hier über Unterstützung für Bildung und mit Projekten im landwirtschaftlichen Bereich, Menschen zu helfen ihre eigenes Einkommen zu erwirtschaften und nachhaltig und langfristig unabhängig ihr Leben frei und selbstständig gestalten zu können – so wie sie es wollen, nicht wie wir es bespenden.

An alle die uns dabei unterstützen: Asante sana – vielen Dank!

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Zwischen Angst und Verantwortung

Ein Gastbeitrag von Dr. Martin Aigner (live aus Ifakara)

Als ich vor neun Jahren zum ersten Mal nach Ifakara gekommen bin, war das Thema HIV/Aids noch weitgehend tabuisiert. Das hat sich geändert. Wir hören immer häufiger von den Konsequenzen, wenn eine Infektion diagnostiziert wird, von der Ausgrenzung, der Armut, der Einsamkeit und der Angst, ob es überhaupt eine Zukunft gibt und wie man diese bewältigen kann.

 

Wie sehr das Thema HIV die Jugendlichen heute beschäftigt, dürfen wir bei einem Treffen mit Schülern der Kilombero Secondary School erleben. Die rund 50 14- bis 18jährigen zeigen sich sehr interessiert und aufgeschlossen, als sie erfahren, worüber wir heute gerne mit ihnen reden und uns austauschen möchten. Freudig überrascht stellen wir fest, dass diese jungen Menschen über die Ansteckung mit dem HI-Virus und die Folgen auf das Immunsystem bereits so Einiges wissen, sie bemerken aber eindringlich, dass sie eine große Gefahr für die Ausbreitung von HIV in der mangelnden Aufklärung und Information sehen.

Ein Aufruf und Auftrag, über das Thema HIV/AIDS vor allem auch mit der Generation, die die Zukunft des Landes ist, aufgeschlossener und offener zu sprechen! Sie noch gezielter und flächendeckender zu informieren und sie aufzuklären!

Wir merken, Bedarf dafür ist da!

Dieses Thema beschäftigt sie so sehr, dass sich an dieser Schule einige SchülerInnen zu einer Ethikgruppe zusammengeschlossen haben, um HIV und andere soziale Themen zu diskutieren und die Informationen  an MitschülerInnen und andere Jugendliche in Ifakara weiter zu geben und sie dafür zu sensibilisieren.  Initiativen, wie diese, die sich aus der Bevölkerung heraus entwickeln sind die nachhaltigsten und wohl auch besonders unterstützenswert, und so geben uns die SchülerInnen neue Ideen für Projekte mit.

Und so wundert es auch nicht, dass viele Mädchen und Jungen offen und ohne Scham gezielt Fragen zum Thema Ansteckungsprävention und Sicherheit und auch zum Thema Verhütung stellen… Familienplanung  beschäftigt auch hier die jungen Menschen. Und natürlich auch heute Erheiterung und leicht beschämtes Gelächter unter den Jugendlichen (wie wir das ja ebenso bei Jugendlichen in Europa kennen) als auch der Gebrauch von Kondomen thematisiert wird… und gleichzeitig erkennbar Erleichterung unter ihnen, dies anzusprechen und über die korrekte Anwendung zu reden. Kondome zu benützen sollte in einem Land mit so hoher HIV-Rate zum Schutz vor Ansteckung und Weiterverbreitung zur Selbstverständlichkeit werden… niemand sollte ihren Einsatz in Frage stellen oder gar verbieten.

Diese Erfahrung heute macht uns Mut, weiter zu machen mit unserer Unterstützung und gerade solch junge Menschen, die aktiv werden, die sich Gedanken machen über ihre Gesundheit und ihre Zukunft und auch über ihre Verantwortung ihren PartnerInnen gegenüber.

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Teil der Ethikgruppe der Kilombero Secundary School

 

Das Thema HIV/AIDS beschäftigt. Immer wieder werden wir von Bekannten und ProjektteilnehmerInnen auf Leute, die das Schicksal ganz besonders hart getroffen hat aufmerksam gemacht.

So auch auf Zena, eine 54jährige Frau, die inzwischen alleine am Dorfrand in einer einfachen Hütte lebt. Ihre HIV- Infektion wurde 2004 festgestellt. Auf unsere Frage, wie es ihr derzeit geht, sie sich fühlt, antwortet sie, dass das Virus derzeit „schläft“ und es ihr deshalb einigermaßen gut geht. Zena hat verstanden wie wichtig es ist, die Medikamente regelmäßig und dauerhaft zu nehmen, um nicht an AIDS zu erkranken, aber die Infektion hat dennoch ihr Leben sehr verändert.

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Ihren kärglichen Lebensunterhalt bestreitet sie mit ihrer Hühnerhaltung (3 Hühner mit Küken ) und indem sie sporadisch Gemüse oder Fisch am Markt verkauft. Aber Zena hat nicht resigniert und kämpft, macht sich Gedanken über die Zukunft. Auf unsere Frage, wie sie denn denkt, dass man ihr am schnellsten helfen kann, äußert sie bescheiden die Bitte, sie zu unterstützen, ein paar weitere Hühner zu kaufen. Ihre Hoffnung ist, dass sie dann regelmäßig mehr Eier und Hähnchenfleisch zum Verkaufen hat.

Der Verein der Freunde von Ifakara unterstützt Menschen auch durch Tierspenden. Moses Subert, der hier für den Verein arbeitet, besucht diese LandwirtInnen regelmäßig und unterstützt sie bei Fragen und Problemen.

Als wir ihr wenige Tage später zwei Hennen und einen Hahn für ihre weitere „Zucht“ vorbei bringen, zeigt uns das Strahlen in ihrem Gesicht und das Leuchten in ihren Augen, wie erleichtert sie ist.

Da sie sich einen sicheren Stall nicht leisten kann, werden auch die weiteren Hühner nachts bei ihr in der Hütte verbringen, aus Angst vor Diebstahl oder den Verlust durch andere Tiere.

Das ist ihr nächstes Ziel: sich mit den Einnahmen aus ihrer Hühnerhaltung den Anbau eines kleinen Stalles an ihre Schlafhütte leisten zu können.

Zena schaut nach vorne und erarbeitet sich ihre bescheidenen Ziele – langsam aber beständig.

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Zena und Moses

 

Warum immer Frauen?

SONY DSCImmer wieder taucht diese Frage auf, wenn wir von unseren Projekten sprechen: Warum arbeitet ihr denn so oft nur mit den Frauen?

Die kurze Antwort darauf ist: Weil sie die sind, die fast immer alles in ihre Familie und ihre Kinder investieren. Aber das ist etwas kurz gegriffen.

Grundsätzlich ist es noch ein langer Weg zur tatsächlichen Chancengleichheit der Geschlechter in Tansania. Wenn eine Familie das Geld für den Schulbesuch eines ihrer Kinder zur Verfügung hat, wird es meist ein Sohn sein, allein schon deswegen, weil viele der Töchter vermutlich nicht mehr (außerhalb des Haushalts und der eigenen Landwirtschaft) arbeiten werden sobald sie Kinder haben. Das ist ein nachvollziehbarer Gedankengang – allerdings ist es mehr und mehr so, dass auch die Frauen einen größeren Beitrag am Erwerbseinkommen der Familie erwirtschaften.

Die Bildungssituation ist aber nur ein Teil des Problems. Frauen werden häufig bei Erbfragen komplett übergangen (sowohl Töchter, als auch Witwen). Trennungen bei unverheirateten Paaren sind nicht selten und Ansprüche auf Unterhalt gibt es de facto nicht. So sitzt eine Frau oft mit ihren Kindern in der Armutsfalle fest, wenn der Partner sie verlässt oder (und das hören wir deutlich häufiger) die Frau samt Kindern aus dem Haus jagt.

Und so haben wir in den letzten Tagen wieder mit Frauen gesprochen, die in genau dieser Situation sind und waren. So zum Beispiel heute, als wir 2 Frauen besucht haben, die beide mit ihren Kindern vor dem Nichts und auf der Straße standen – nachdem klar war, dass sie HIV positiv sind. Beide leben bis heute von der Hand in den Mund.

Was hier dringend Not tun würde: eine Form der Notunterbringung und dann ein Plan für ein eigenständiges Einkommen. An der Notunterkunft arbeiten wir noch (dazu später mehr), Unterstützung für konkretes Einkommen gibt es schon-

Was sich hier durch Projekte verändern kann, das zeigt das Beispiel einer Frau aus unserem Reisanbauprojekt:

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Zakhia wurde mit ihren 2 Kindern von ihrem Mann verjagt. Sie stand vor dem Nichts. Kein Zuhause, kein Einkommen, keine Perspektive. Heute steht die junge Frau auf einer Baustelle. Es ist ihre Baustelle. Hier entsteht ihr Haus, das sie sich durch ihre eigene Arbeit auf den Reisfeldern erwirtschaftet hat und zwar in nur 3 Jahren. Sie hat gespart und gemeinsam mit den anderen Frauen im Projekt unter Hilfe und Anleitung von unserem Projektkoordinator Moses Subert, eine kleine Genossenschaftsbank gegründet. Dieses Jahr bekommt sie ihren Anteil ausbezahlt und damit wird sie weiter bauen. Im Moment lebt sie mit den 2 Kindern in dem einen Raum der schon fertig gestellt ist. Den Stolz und die Zufriedenheit über diesen Erfolg kann sie nicht verbergen, auch wenn sie vorher beim Treffen in der Gruppe noch sehr schüchtern und zurückhaltend war. Und schließlich, am Ende unseres Besuches sagt sie etwas, das uns alle Innehalten lässt: “Ich möchte, dass junge Mädchen sehen, dass es eine Frau auch alleine schaffen kann, ohne Mann. Dass sie sehen, dass auch eine Frau etwas bewegen und gut leben kann.”

Und das ist wohl die weniger kurze Antwort auf die Frage – darum arbeiten wir so oft mit Frauen.

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Was heißt das jetzt konkret?

Was heißt es für eine Frau in Katindiuka/Ifakara bei unserem landwirtschaftlichen Projekt dabei zu sein? Das haben uns die Frauen in Katindiuka sehr anschaulich gezeigt.

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Salma ist eine einfache Frau, ohne große Schulbildung. Mit ihrem Sohn lebt sie in einem kleinen Haus, mit nur einem Raum, gleich gegenüber vom Haus ihrer Eltern. Sie ist Alleinerzieherin und das ist nicht immer einfach, denn das zusätzliche Geld könnte sie gut gebrauchen – Unterhaltszahlungen gibt es hier nicht. In den letzten Jahren hat sie einen Sack Reis von ihrem einzigen Feld geerntet, also ca. 100kg. Das hat gereicht sagt sie, gereicht um sie und das Kind zu ernähren. Für mehr allerdings nicht und so musste sie sich schon für Kleidung oder Arztbesuche Geld leihen.

Im Haus sehen wir keine Reissäcke – wo ist die Ernte? Sie lächelt und sieht uns nicht an als sie sagt, dass ihr Haus zu klein war um die ganze Ernte aufzunehmen, die Ernte habe sie im Haus ihrer Eltern untergebracht. Stolz ist sie darauf, das sagen zu können und auch ihre Mutter, die seit Kurzem Witwe ist, ist stolz auf ihre Tochter. 5 Säcke Reis sind es dieses Jahr – 1 Sack als Nahrung für sie und ihren Sohn, der Rest kann verkauft werden und ermöglicht ihr das, was sie als Wohlstand ansieht: Medikamente, Seife und Kleidung kaufen können und vielleicht auch ab und zu etwas Gemüse oder sogar Fleisch. Dieses Jahr gibt es nicht ausschließlich Reis zu essen!

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