
Zum Abschluss unserer Projektbesuche in Ifakara / in Tansania dieses Jahr, möchte ich mit euch ein paar persönliche Gedanken teilen.
Ziemlich genau 20 Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal hierher nach Ifakara gekommen bin. Von Anfang an war klar, dass es nicht der letzte Besuch bleiben würde. Etwas hier hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen … vielleicht wird es das auch nie mehr.
Vieles hat sich verändert in 20 Jahren … die Straße hierher, die nun viel besser ausgebaut ist, die Größe des Ortes, die weiter auseinander klaffende Schere was den Wohlstand betrifft, die klimatischen Gegebenheiten, … aber auch unsere Projekte und wie wir sie umsetzen.
Was mit ersten pfarrlichen Projekten begonnen hat ist heute ein Verein mit einer tansanianischen Partnerorganisation. Von reinen Stipendien und kirchlichen Projekten sind wir heute in den Bereichen Bildung (Stipendien und Bauprojekte an Schulen), Hilfe zur Existenzgründung und Landwirtschaft, immer mit dem Fokus auf Frauen, junge Menschen und interreligiöse Gruppen tätig. Wie bei so vielen Projekten, war am Anfang alles stärker in Europa geplant. Heute sind es mehr Kontakte auf Augenhöhe. Das war ein langer Weg – für beide Seiten dieser Partnerschaft.
Es hat uns viel gekostet, an Geld, an Zeit und Energie, es gab einiges an Frustration und Erfahrungen, auch an Fehlern und Fehlschlägen. Es hat auch mich selbst viel gekostet. Warum also weiter machen?
Weil man nicht aufhören kann, wenn es einen gepackt hat. Dieses Gefühl, diese Leidenschaft für dieses Land und seine Menschen kommt immer wieder – so wie die Malaria, sagen manche scherzhaft. Wer das so erlebt hat versteht.
Ich bin mit diesen Projekten erwachsen geworden, habe mich bemüht sie zu hegen und zu pflegen und sie wachsen gesehen. Ich habe hier gelernt- oh, so viel gelernt – und auch Lehrgeld bezahlt. Mehr als die Hälfte meines Lebens begleitet mich Ifakara. Ich darf inzwischen bei einer Familie wohnen, während ich hier bin, die mich aufnimmt, als wäre ich nie weg gewesen und als wäre ich ganz selbstverständlich ein Teil von ihr geworden. Wenn sie mich begrüßen und sagen “Karibu nyumbani!” – “Willkommen Zuhause!”, dann fühlt es sich genau so an. Ifakara ist ein Zuhause geworden – vielleicht kann man doch mehr als nur eines haben.

Ich bin dankbar.
Dankbar für die Erfahrungen, dafür, dass ich lerne, wie es ist, enmal “der Fremde” zu sein, dass ich hier sehe, dass es mehr als einen Blickwinkel auf das Leben gibt, dass ich die Vielfalt der Kulturen und des Lebens sehen und wertschätzen darf.
Dankbar für die wärmende Sonne Afrikas, die mir Auftrieb gibt, für die Berge meiner Heimat, in denen ich verwurzelt bleibe, dafür, dass Not und Freude, Verzweiflung und Glück von Menschen etwas in mir bewegen und zum Klingen bringen und mich tätig werden lassen.
Dankbar für die Menschen, die dieses Ifakara zu einem Zuhause für mich machen und gemacht haben, die mir in meinem anderen Zuhause in Europa den Rücken frei halten und stärken, die mir meine Wurzeln und Flügel gegeben haben und alle, die unsere Arbeit hier unterstützen und damit erst möglich machen.
Ich blicke heute bei unserem Abschied von Tansania auf 20 Jahre zurück. Auf 20 gute Jahre. Ein Abschied ja…aber nicht für immer. Tutaonana.




























