“Ich bitte Gott um ein langes Leben für dich!”

Sie steht vor unserer Tür; eine große Frau, unsicher lächelnd gibt sie uns die Hand und fragt wer “Dschoane” sei. Ich stelle mich – Johannes – vor und frage was ich für sie tun kann. Sie sagt nur “Mimi Mama Baraka.” (“Ich bin Mama Baraka.”) Sie kommt um sich zu bedanken. Baraka ist einer der Schüler, der von uns ein Stipendium bekommt. Wir haben ihn letztes Jahr kennen gelernt und es war sofort klar, dass man jemand so klugen unterstützen muss. Das haben wir nur all zu gern übernommen. Seit einem Jahr nun, nachdem das Geld nicht gereicht hat für die Schulgebühren. Ein weiteres Jahr hat er noch vor sich.

Zum Glück haben wir gerade Besuch von einer tansanianischen Freundin, die für uns übersetzt. Mama Baraka spricht selbst kein Englisch und es ist ihr wichtig, dass wir verstehen was sie sagt. Das häufigste Wort ist “Asante”,”Danke”. Sie dankt dafür, dass ihr Sohn zum Schule gehen kann, dass er lernen kann, dass er glücklich ist. Er sei der Klügste in der Familie und viel interessierter daran zu Lernen als seine Geschwister. Sie arbeitet als Krankenschwester und kann sich die Schulgebühren nicht leisten und der Vater von Baraka sei insgesamt mit 4 Frauen verheiratet, zahle aber nur für die Kinder der Hauptfrau Unterhalt. Insgesamt hat ihr Mann 25 Kinder.

Und nun sitzen wir da mit dieser Frau, die ihr Leben lang gearbeitet hat, ihre Kinder großgezogen hat und leicht beschämt dafür dankt, dass wir das möglich machen, was für sie unmöglich war. Was sagt man darauf? “Wir tun das gern”? “Keine große Sache”? “Sie müssen mir nicht danken?” Es fehlen Worte. Ihr uns mir.

Ich sage ihr, dass wir uns darüber freuen, dass er so gute Erfolge erzielt, ich sage ihr, dass es schön ist jemanden unterstützen zu können, der so gerne lernt und so fleißig ist. Aber es fehlen die Worte.

Und dann kämpft sie mit den Tränen – als sie sich bedankt, für das was letztes Jahr knapp vor Weihnachten passiert ist. Für die Operation ihres Sohnes, der einen Tumor hatte. Rund 450 € hat die Operation und der Krankenhausaufenthalt gekostet. Geld, das über uns zu ihnen kam, von 2 Leuten aus Europa. 2 Freunde von Ifakara, die gesagt haben, anstatt uns gegenseitig etwas zu schenken, was wir nicht brauchen – schenken wir einem jungen Mann das was er braucht. Sie weiß nicht wie sie sich bedanken soll.

Immer wieder kommt nur der Satz “Ich bitte Gott um ein langes Leben für dich! Du hast meinem Sohn eine Chance gegeben!”

Sie steht auf und geht nach draußen und holt einen Sack voll Reis – einen kleinen, wie sie sagt – 15 kg! Dazu ein kleines Säckchen mit jungem, gerösteten Reis – etwas ganz Besonderes hier! Das sei das Mindeste meint sie, bedankt sich nochmals und wünscht uns eine gute Reise und ein langes Leben.

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PS: Die Frage des Abends: Wie bringen wir 15kg Reis in den Flieger????

5 thoughts on ““Ich bitte Gott um ein langes Leben für dich!”

  1. Ich danke dieser Mutter, dass sie dir, lieber Johannes, das wünscht, was ich mir als deine Mutter von ganzem Herzen wünsche – ein langes, gutes Leben!

  2. Habe beim Lesen Gänsehaut bekommen … freu mich so für die beiden! Ganz liebe Grüsse an Baraka (und leider unbekannterweise) seine Mama!

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