Homeoffice an der Schule

Wir besuchen eine weitere Grundschule, diesmal im abgelegenen Ortsteil/Dorf Kilama. Noch vor ein paar Jahren hatte hier kein einziges Haus Strom. Rund ums Dorf sind viele Felder und Buschland und der Weg dorthin führt über ungeteerte Straßen von Ifakara her. Wir bekommen einmal mehr Einblicke ins Leben im sehr ländlichen Afrika. Einige der Häuser sind nach wie vor die traditionellen Lehmbauten mit Grasdächern, gekocht wird noch viel vor dem Haus über dem Feuer und Hühner sind gefühlt überall unterwegs.

Neben den Feldern besuchen wir die kleine Grundschule mit ihren 292 Schülerinnen und Schülern. Auch hier konnten wir den Bau eines Klassenraumes unterstützen. Darum sind alle gekommen, politische VertreterInnen, Dorfälteste und Mitglieder des Baukommitees. Wir alle stehen und sitzen dicht gedrängt in dem kleinen Lagerraum, der derzeit das Lehrerzimmer ist und hören den vorher verfassten Bericht über den Bau, die Herausforderungen der Schule, aber auch von den sehr guten Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler in den national standardisierten Tests. Darauf sind die Lehrerinnen und Lehrer sehr stolz.

Es ist ein sehr engagiertes Team hier an der Schule, so macht es den Eindruck auf uns. Wie engagiert sie aber tatsächlich sind, sehen wir bei unserem Rundgang gleich zu Beginn …

Kindergartengruppe in Kilama mit ihrer Lehrerin

Wie alle Grundschulen hat auch diese hier eine Kindergarten-/Vorschulgruppe. Wir treffen sie im Schulhof unter einem Baum mit ihrer Lehrerin Zauda. In ausgezeichnetem Englisch erklärt sie uns, dass sie zwar eigentlich nicht Kindergärtnerin, sondern Lehrerin sei, aber ihre Kinder sehr liebe und sehr gerne mit ihnen arbeitet. Nach dem Unterricht mit ihnen geht sie weiter in die Regelklassen um dort weiter zu arbeiten. Sie will uns aber auch den Klassenraum zeigen. Etwas verwirrt fragen wir, warum wir uns vom Schulgebäude entfernen und in Richtung der Wohnhäuser gehen, die am Rand des Schulgeländes stehen. “Because we have no classroom, so I teach them in my livingroom.”, sagt sie “Weil wir kleinen Klassenraum haben, unterrichte ich sie in meinem Wohnzimmer.”

Und da stehen wir, im Wohnzimmer, das kaum als solches erkennbar ist. Vor ihrer Schlafzimmerttür steht die Bank, auf der sie sitzt, wenn sie unterrichtet und von der Decke hängen Leseübungen – denn im Kindergarten lernen die Kinder hier Schreiben, Lesen und beginnen mit den Grundrechnungsarten.

Durch die Tür des Schlafzimmers hinein in den Kindergarten

“Es ist ein kurzer Arbeitsweg”, lacht sie, “aber es ist sehr wenig Platz. Wenn alle 43 Kinder da sind, müssen ein paar sich in den Lagerraum neben dem Wohnzimmer setzen, den kann ich von de Bank aus sehen, wenn ich mich etwas strecke.” Dass sie kein Wohnzimmer mehr in dem ohnehin kleinen Häuschen hat, sei kein Problem für sie, das gibt sie gerne für die Kinder auf. “Aber so kann man nicht lernen, so eng aufeinander oder im Lagerraum neben Reissäcken. Das ist nichts für meine Kinder.” Und auch das mit dem Homeoffice hatten wir irgendwie anders verstanden.

An der Schule gibt es auch Klassen, die im Schichtbetrieb im selben Raum unterrichtet werden – Lehrpersonen werden nur von der Regierung angestellt, wenn es auch Klassenräume gibt.

Es gibt also noch viel zu tun hier, aber alle sind sich einig, dass die daran arbeiten wollen. Egal ob Schülerinnen, Lehrer, Politikerinnen oder Dorfälteste – gemeinsam ist es machbar.

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