Träumen unter Palmen

Sonntag ist Ruhetag. Zumindest ein Bisschen. In der Nacht um am Morgen hat es stark geregnet – die Bäuerinnen und Bauern atmen auf, denn der Regen wird jetzt dringend benötigt. Als es am Nachmittag aber eine Regenpause gibt, nutzen wir diese uns machen uns zu Fuß auf den Weg zu einem Freund, den ich schon beim letzten Besuch hier in Ifakara besuchen durfte, Saidi. Der 28 jährige hatte durch den Verein die Unterstützung und Beratung erhalten sein Herzensprojekt zu verwirklichen: sein Garten. Er grinst als er uns kommen sieht, „Karibuni!“, ruft er uns zu, „Karibuni sana!“ – seid herzlich willkommen. Er freut sich, dass wir ihn nicht vergessen haben, dass wir hier sind, hat sich schon zu ihm herumgesprochen. „Ich habe gehofft, dass ihr kommt. Ich habe gehofft, ihr habt mich nicht vergessen. Siehst du was sich verändert hat?“ Begierig wartet er auf meine Antwort.


Der Garten ist gewachsen, nicht nur die einzelnen Palmen und Sträucher, nein, auch in der Fläche. Und das Nachbargrundstück wird auch schon für die nächste Erweiterung vorbereitet. Inzwischen gibt es auch einen kleinen Laden mit Getränken und Snacks. „Was ich mir wünsche ist, dass die Leute herkommen können und hier entspannen. Sich mit einem Getränk in den Schatten setzen und genießen.“, Saidi nickt und lächelt, als er aus seinen Träumen zurück ins Hier und Jetzt kommt. Und das Traumbild ist nun auch in unseren Köpfen. Ja man kann sich vorstellen, wie Familien und Freunde sich unter den inzwischen stattlichen Palmen und Blumen in kleinen Gruppen zusammenfinden, umgeben vom Rasen und den blühenden Pflanzen, die Saidi gekonnt zwischen den Statuen von Gazellen und Löwen positioniert hat. Die großen Töpfe der Pflanzen sind teils gemustert, teils Baumstämmen nachempfunden. Ob er diese Töpfe aus der Stadt holt, wollen wir wissen. Kopfschütteln und auffordernde Bewegungen ihn zu begleiten. Und so stehen wir gleich darauf zwischen den Jungpflanzen, die er in Säcken vorzieht, am Rand der Gärtnerei. Hier stehen die Töpfe in verschiedenen Stadien der Produktion. Alles wird hier selbst produziert.


Das Geschäft floriert – passend zum Geschäftszweig. Saidi verkauft nicht nur Pflanzen, er bietet an Gärten und Anlagen zu planen, er verlegt Pflaster, er pflegt bestehende Anlagen, … ihm wird also nicht langweilig. „80% meiner Zeit denke ich an meine Gärtnerei.“, darüber scheint er nicht unglücklich zu sein. Seinen Job im Krankenhaus hat der gelernte Apotheker inzwischen aufgegeben. Das Einkommen aus der Gärtnerei reicht vollkommen aus und inzwischen hat er auch 6 fest Angestellte, zusätzlich stellt er für größere Projekte Tagelöhner an. Zum Bespiel für de Hotelanlage, die gleich über die Straße entsteht – auch hier hat der junge Gärtner die Außenanlagen geplant. Sein Erfolg ist für ihn kein Grund stolz zu sein, meint er, es sei ein guter Anfang. Aber im Gespräch merkt er schon, dass er sehr zufrieden mit seiner Leistung ist und das darf er auch.
Von unserem Partner vor Ort wird er zwar nicht mehr finanziell unterstützt, aber weiterhin beraten. „Das ist sehr wichtig für mich. Bei großen Entscheidungen gehe ich immer zu Moses, wir überlegen dann gemeinsam. Er ist mein Vorbild. So möchte ich meine Arbeit machen.“ In unseren Projekten hier geht es nicht nur darum einmal zu finanzieren und dann den Dingen ihren Lauf zu lassen. Wir wollen das Leben von Menschen nachhaltig verbessern und ihnen dabei helfen den Erfolg nachhaltig und dauerhaft abzusichern.

Foto: Manuela Federl

Dafür ist ein präsenter Partner vor Ort unabdingbar. Das ermöglicht uns auch die schnelle Reaktion auf Veränderungen und auf die aktuellen Gegebenheiten vor Ort. Doch dazu ein andermal mehr.
Unser Sonntag klingt aus an diesem Ort der Ruhe. Auf dem grünen Rasen unter Palmen mit einem glücklichen Gärtner, der seine Zukunft träumt.

Investition ins Wasser gefallen?

In den letzten Jahren werden die Auswirkungen des Klimawandels immer mehr zum Problem für die Menschen in Ifakara. Fast alle hier beziehen zumindest einen Teil ihres Einkommens aus der Landwirtschaft. Egal mit wem man spricht,  ob Lehrerin, Bäcker oder Weberin, alle haben irgendwo Felder um etwas anzubauen und so ein Auskommen zu haben.

Wir besuchen Oskar,  einen der Katecheten aus Ifakara. Sein Einkommen aus dieser Tätigkeit reicht bei weitem nicht aus um die Familie zu ernähren.  Über den Verein hat er Hilfe für den Start einer  Hühnerzucht bekommen und jetzt auch Beratung und Unterstützung für den Anbau auf seinem Reisfeld.

In diesem Jahr haben die Regenfälle in Ifakara erst vor Kurzem begonnen – das ist spät und für viele zu spät. Die meisten haben wie gewöhnlich bereits Anfang April damit gerechnet und dementsprechend den Reis angebaut. Aber ohne Regen, kein Reis. Diese Pflanze ist die Basis der Ernährung für den Großteil der Menschen hier. Durch den Klimawandel wird der Anbau aber immer mehr zur Herausforderung. 

Oskar geht mit uns sein Feld ab. Zufrieden blickt er auf seine Pflanzen und ein Lächeln erscheint unter dem geflochtenen Hut, den er zur Feldarbeit trägt, als er sagt: “Seht ihr, wieviel größer meine Pflanzen sind, als bei meinem Nachbarn? Sie haben Kraft, meine Reispflanzen.” Und tatsächlich sieht auch ein Laie, dass auf keinem der Felder rundum Pflanzen stehen, die bereits Körner ansetzen – wohl aber bei Oskar.

Auch das ist ein Ergebnis der landwirtschaftlichen Beratung und Unterstützung, denn so war er gerüstet, als der erhoffe Regen ausblieb. Er hat eine Art Kinderstube für den Reis gebaut, in der die Samen zu kräftigen Jungpflanzen heranwachsen konnten – ganz in der Nähe des Flusses. Mit einer geliehenen Pumpe war es nicht weiter schwer sie mit Wasser zu versorgen.

Als dann der Regen endlich kam, konnte er sie auf sein Feld bringen, wo sie so prächtig gedeihen. “Die Investition in die Pumpe hat sich gelohnt, auch die Mehrarbeit.”, da ist er sich sicher.

Immer wieder lacht er, als wir sein Feld umrunden – Freude über den Erfolg, Freude über die zu erwartende Ernte. “Danke für euren Besuch, danke für eure Unterstützung.”, ruft er uns zu, als er am Ende unseres Besuchs mit seinem Fahrrad über den kleinen Pfad zwischen den einfachen Häusern verschwindet.

Hühner …die etwas anderen Haustiere

Die ersten Projektbesuche sind immer besonders spannend für mich. Was ist seit dem letzten Besuch passiert, was gibt es für Entwicklungen und vor allem: wie geht es den Menschen und was hat sich für sie getan?

Nach wie vor ist die Landwirtschaft eine der wichtigsten Einnahmequellen für die allermeisten Tansanianerinnen und Tansanianer. Und so ist es wenig überraschend, dass auch viele unserer Unterstützung im Bereich der Existenzgründungsprojekte mit der Landwirtschaft zu tun haben.

Wir machen uns auf den Weg über kleine Seitenstraßen, die kaum mehr sind als Pfade, zu einem der Projektstandorte im Ortsteil Kibaoni. Es hat in den letzten Tagen endlich geregnet – die Regenzeit im April ist fast zur Gänze ausgefallen. Nun bilden sich kleine und größere Tümpel neben den Häusern und auf den Wegen. “Wir hoffen es regnet weiter, bis Juni am Besten.”, das hören wir immer wieder. Auch wenn es die Gefahr gibt,  dass einige Häuser durch das Wasser beschädigt werden – das erscheint vielen als kleiner Preis, wenn die Alternative die Trockenheit auf den Feldern wäre. Die vor Kurzem bepflanzten Felder braucht jetzt Wasser.

Auch für Ophemia und ihre Tochter Rosemary sind die Felder die Haupteinnahmequelle. Damit sie aber nicht nur davon abhängig sind, haben sie eine für uns zuerst unkonventionell klingende Idee gehabt, was man (beziehungsweise Frau) mit 2 leerstehenden Räumen im Haus machen könnte. Und so sind neben dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer jetzt 2 Räume für die Aufzucht von Hühnern reserviert. Der Ertrag, den sie durch Aufzucht und Verkauf der Hühner erwirtschaften ist höher, als die Einnahmen durch die Vermietung der Zimmer bekommen würden. Und jetzt tummeln sich sich den Zimmern die Küken. Die Schalen der Reiskörner sind vorhanden und als Einstreu gut geeignet und die Kosten für Futter und Wasser halten sich in Grenzen. Gerne zeigen sie uns ihre Tiere, die ihnen ein gutes Zusatzeinkommen ermöglichen. Zum Beispiel für das Schulgeld für Alice, die Tochter von Rosemary … denn Bildung kostet in Tansania – leider.o