Wanawake wanaweza – Frauen schaffen das!

Foto: Manuela Federl

Zum heutigen Muttertag eine ganz besondere Geschichte aus Ifakara, oder eigentlich mehrere, die ineinander „verwoben“ sind.


Der Weg zu ihrem Haus ist nicht besser geworden, seit unserm letzten Besuch. Durch den Regen ist es sogar noch etwas schwieriger geworden. Wir nutzen Ziegelsteine, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in dem kleinen Rinnsal ausgelegt sind, das uns von der größeren Straße zu dem einfachen Ziegelbau bringt, den Mama Prisca ihr Zuhause nennt. Vor 2 Jahren haben wir sie besucht. Ein Besuch der uns dankbar und demütig gemacht hat. Die alleinerziehende Frau hatte keine Chance ihren eigenen Traum vom Schulabschluss und einer Ausbildung nicht verwirklichen können und hat alles darangesetzt, dass es ihrer Tochter einmal anders gehen wird. Es ist ihr sicher nicht leichtgefallen, als sie eines Tages zum Büro unserer Partnerorganisation gegangen ist um um Hilfe für das Schulgeld zu bitten. Ihre Tochter, Prisca, hat inzwischen die Schule nicht nur beendet, sondern eine so gute akademische Leistung erbracht, dass sie einen Studienplatz bekommen hat und nun Biologie studieren darf. Sie ist bereits in der Universität, aber telefonisch sprechen wir kurz mit der jungen Frau. Da hellt sich das Gesicht der Mutter kurz auf – sonst bietet ihr Alltag wenig zu lachen. Die Arbeit auf ihren kleinen Feldern ist schwer und ihr einziges anderes Einkommen kommt aus einer Weberei, doch dazu später mehr. Das Einkommen reicht kaum, um über die Runden zu kommen.

Mama Prisca (Foto: Manuela Federl)


Die Frage nach der Unterstützung durch ihre Familie beantwortet sie mit einem leichten Kopfschütteln: „Es gibt nur uns 2, meine Tochter und mich. Natürlich habe ich Verwandte, aber …“ der Satz hängt schwer in der Luft. Sie hat uns bereits letztes Mal erzählt, das das Verhältnis schwierig ist. Sehr schwierig. Diesmal erzählt sie uns, was der Grund war, warum sie sich von dem Vater der Tochter getrennt hat: „Er wollte nicht zahlen für die Schule von Prisca, wollte nicht, dass sie überhaupt hingeht.“ Für eine Frau sei das Geldverschwendung, leider steht er nicht allein mit dieser Meinung. Und seither gibt es nur mehr sie und Prisca, auch wenn die nun die meiste Zeit in der Universitätsstadt Dodoma verbringt. Einmal kommt doch ein Lächeln über ihre Lippen, bei der Zusage, dass wir ihre Tochter auch weiterhin mit unserem Stipendienprogramm unterstützen werden.
Sie will uns zu ihrer Arbeitsstelle bringen. Geschickt geht sie voraus, kennt jeden der Ziegelsteine, der kleinen Sandhaufen, sogar der Hauseingänge, die man braucht, um die Straße zu erreichen. Dann geht es weiter zum Zentrum Ifakaras – zur Weberei, der „Ifakara Women Weavers Association“ (IWWA). Auch hier bahnt sich eine Zusammenarbeit mit unserem Verein an. Die Gruppe ist interessiert und sieht ihr Hauptproblem im fehlenden Markt für ihre Produkte. Die Decken, Tischsets und Schals, die sie von Hand weben sind wunderschön. Alle Frauen hier haben Familien um die sie sich Zuhause kümmern, haben Felder, haben Gemüsegärten, haben jeden Tag Unmengen an Arbeit zu leisten. Viele von ihnen sind alleinerziehend und auf sich gestellt. Die Weberei ist ein gutes Zusatzeinkommen. Sie erklären uns, dass die Weberei von einer dänischen Organisation gegründet wurde und sie die Räume und Webstühle gemeinschaftlich nutzen. Jede der Frauen kauft ihr in Tansania produziertes Baumwollgarn selbst, färbt es hier selbst und webt damit ihre eigenen Produkte. Jedes Produkt ist einer der Frauen direkt zuordenbar und der Verkaufserlös geht an sie direkt. Der große Vorteil dieses Konzept ist, dass sich die vielbeschäftigten Mütter nicht eine fixe Anzahl an Stunden jede Woche freischaufeln müssen, sondern dann produzieren können, wenn sie eben Kapazitäten frei haben. Es ist machbar für sie.

Foto: Manuela Federl


Die Arbeitsleistung von Frauen wird hier, wie leider fast immer und überall auf der Welt, oft nicht gesehen und kaum honoriert. „Das Bisschen Haushalt macht sich von allein, …“, das Lied aus den 70ger Jahren schein noch immer das Motto zu sein – nicht nur in Tansania. Selbst das erste weibliche Staatsoberhaupt im ostafrikanischen Staat hat daran nichts geändert. Die patriarchalen Strukturen sind stark, sehr stark. Besonders hart trifft es alleinerziehende Frauen, das erklärt uns nicht nur Mama Prisca. „Viele Männer behandeln uns, als wären wir nichts wert, denken wir sind Prostituierte. Unser Leben ist hart, ganz besonders hart.“, sie sprechen offen über diese Herausforderungen und Ungerechtigkeiten. Die Gruppe ist füreinander da, die Frauen helfen einander. Der Rückhalt tut ihnen gut, das merkt man. Hier ist ein sicherer Hafen, ein Raum, der nur ihnen gehört. Sie stärken einander den Rücken, sie bieten einander eine Schulter zum Anlehnen, sie meistern das Leben „pamoja“, zusammen. Ein Zeichen der Hoffnung.
Wir freuen uns, dass wir nach intensiven und spannenden Gesprächen mit den Weberinnen darauf mit ihnen gemeinsam neue Wege zu gehen und sie und ihre tollen Produkte zu unterstützen. „Wanawake wanaweza – Frauen schaffen das!“

Foto: Manuela Federl
Einige der Produkte der Weberei (Foto: Manuela Federl)

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